Berlin - Vor dem G7-Gipfel hat Entwicklungsminister Gerd Müller die führenden Industrienationen dazu aufgerufen, Corona-Impfungen in armen Ländern stärker zu unterstützen. "Das Ziel muss sein, bis Jahresende mindestens 20 Prozent der Bevölkerung in Entwicklungsländern gegen das Coronavirus zu impfen", sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben).

"Dazu fehlen im Augenblick insgesamt 27 Milliarden Euro." Das sei inakzeptabel. "Eine weltweite Impfkampagne darf nicht am Geld scheitern." Deutschland gehe bei den Hilfen voran, sagte Müller.

Im vergangenen Jahr habe Deutschland bereits drei Milliarden Euro in ein weltweites Corona-Sofortprogramm investiert. Beim G7-Gipfel werde Kanzlerin Angela Merkel (CDU) "eine erhebliche Verstärkung der Mittel" zusagen, um die globale Impf-Plattform Covax besser auszustatten. "Diesem Zeichen müssen sich die Europäer und die G7 anschließen." Der CSU-Politiker forderte den Aufbau einer Impfstoffproduktion in Entwicklungsländern.

"Die Pandemie ist ein Weckruf, Strukturen für kommende Herausforderungen zu schaffen", sagte er. "Notwendig ist der Aufbau von Produktionskapazitäten in den Entwicklungsländern durch eine Lizenzproduktion von Impfstoffen und den Transfer von Technologien." Die reichen Industriestaaten, die 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachten, hätten zwei Drittel der weltweit verfügbaren Impfdosen gesichert, kritisierte Müller. "Und ganze 0,5 Prozent der Impfungen fanden bisher in den ärmsten Ländern statt. In Afrika hat es - mit Ausnahme von Südafrika - so gut wie keine Impfungen gegeben."

Das könne und dürfe nicht sein. Aus humanitären Gründen und im eigenen Interesse sei der weltweite Zugang zu Impfstoffen nötig. "Wir müssen verstehen, dass wir Corona nur mit einer weltweit abgestimmten Strategie besiegen können. Wenn wir uns allein auf Deutschland und die Industriestaaten konzentrieren, werden wir noch Jahre mit der Pandemie zu tun haben."

Die Auswirkungen des Lockdowns hätten die Menschen in Afrika verheerend getroffen. "Die Logistik ist zusammengebrochen, Nahrungs- und Medikamentenketten sind abgerissen", berichtete er. "300 Millionen Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren. In Afrika fehlen Arzneimittel für Malaria, Tuberkulose, Aids."

Die Kranken könnten nicht mehr versorgt werden. "Die Entwicklung zeigt, dass auf dem afrikanischen Kontinent zwei Millionen Menschen an den Folgen des Lockdowns sterben werden", beklagte der Entwicklungsminister.

Foto: Kinder in einem Slum (über dts Nachrichtenagentur)

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