Brüssel - Der Impfstoff-Egoismus der EU und anderer reicher Länder könnte im Sommer zu einem Anstieg der Migration beitragen. Das geht aus einem vertraulichen Protokoll einer Videokonferenz mit Experten der EU-Staaten hervor, über das der "Spiegel" berichtet, das die deutsche Vertretung in Brüssel diese Woche nach Berlin kabelte.
Die Grenzschutzagentur Frontex, der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) und die Asylagentur EASO warnten demnach vor einem Anstieg der Migrationszahlen im Mittelmeerraum. Als Grund nannten EASO und EAD vor allem die "schlechte wirtschaftliche und medizinische Situation in den Herkunftsländern". Sie stelle einen "Push-Faktor" dar. Zugleich wirke die bessere Lage in der EU in der Krise als "Pull-Faktor".
In den meisten Herkunftsländern von Flüchtlingen wird bisher wenig bis gar nicht geimpft. Die Covax-Initiative zur globalen Verteilung hat bisher lediglich 32 Millionen Impfstoffdosen an 60 ärmere Länder geliefert. Die EU stellte Covax zwar eine Milliarde Euro zur Verfügung, aber kaum Impfstoff. Die 77 Millionen Dosen, die sie bisher exportiert hat, gingen vor allem an Industrieländer.
"Statt sich um die Zukunft der Asyl- und Migrationspolitik zu kümmern, ist die Hauptsorge der EU-Staaten, dass es durch Corona zu mehr Migration kommt. Das ist beschämend", sagte die Linken-Europapolitikerin Cornelia Ernst.
Foto: Flüchtlinge auf der Balkanroute (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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