Den Haag - Die EU-Polizeibehörde Europol befürchtet eine Ausbreitung der organisierten Kriminalität in Europa im Zuge der Coronakrise. Europol-Direktorin Catherine De Bolle nannte es in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben) eine "ernste Sorge", dass Corona zum Wachstumsprogramm für solche Organisationen werden könne.

Man habe eine solche Entwicklung schon in der Finanzkrise 2008 gesehen. Europol müsse jetzt zusammen mit den nationalen Polizeibehörden und anderen EU-Einrichtungen verhindern, dass die organisierte Kriminalität während der Pandemie auch auf die legale Wirtschaft übergreife: "Wir müssen einen Missbrauch der neuen europäischen Aufbaufonds verhindern", mahnte De Bolle. "Es ist große Vorsicht angebracht: Schon jetzt beobachten wir Fälle in einigen Mitgliedstaaten, bei denen Kriminelle im Zusammenhang mit den EU-Hilfen an Zuschüsse und Subventionen gelangen." Generell sehe man jetzt in der zweiten Corona-Welle, was schon in der ersten zu beobachten gewesen sei: Die organisierte Kriminalität sei sehr flexibel und entdecke schnell neue Felder, in denen sie aktiv werden oder investieren könne, so De Bolle.

Es gebe vor allem drei Felder: Den Handel mit gefälschten oder minderwertigen Waren - etwa Schutzmasken, Medikamente oder Sanitärprodukte -, Betrug und Cyberkriminalität. "Und sie versuchen Menschen, die in der Krise ihre Arbeit verlieren, für ihre Gruppen zu rekrutieren." Europol habe 5.000 Gruppen der organisierten Kriminalität in der EU identifiziert. "Nicht alle sind jetzt auch in der Pandemie aktiv. Aber auf längere Sicht ist zu befürchten, dass der wirtschaftliche Abschwung zu einem Aufblühen der organisierten Kriminalität in Europa führt", sagte De Bolle.

Foto: Portugiesische Polizei (über dts Nachrichtenagentur)

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