London - Trotz des Ukraine-Krieges sind Europas Erdgasimporte aus Russland im März gestiegen. Laut Berechnungen des Londoner Analysehauses ICIS, über die der "Spiegel" berichtet, lieferte der staatliche russische Pipelinemonopolist Gazprom im ersten vollen Kriegsmonat mindestens 10,14 Milliarden Kubikmeter Erdgas an Abnehmer in der EU und Großbritannien.
Das war gut ein Viertel mehr als im Februar (8,09 Milliarden) - und sogar 36 Prozent mehr als im Januar (7,43 Milliarden). Die ICIS-Analyse erfasst nicht die Werte für die drei Baltenrepubliken und Finnland, die Importe dieser Staaten sind aber relativ gering und beeinflussen den Trend kaum. Damit war Russland mit einem Anteil von 23 Prozent der wichtigste Lieferstaat der Europäer, knapp vor Norwegen (10,08 Milliarden Kubikmeter). Noch höher waren die Importe über LNG-Terminals mit 12,93 Milliarden Kubikmetern.
Hauptverantwortlich für die höhere Nachfrage nach russischem Brennstoff sind - ausgerechnet - die jüngsten Preissprünge an Europas Gasbörsen. Am 7. März kostete eine Megawattstunde am niederländischen Referenzmarkt TTF bis zu 345 Euro, zurzeit sind es etwa 110 Euro. Üblich waren bis zum vergangenen Jahr 5 bis 40 Euro. "Die Preise am Spotmarkt waren signifikant höher als die Preise, die Gazprom und seine Kunden in langfristigen Lieferverträgen vereinbart haben", sagte ICIS-Chef-Gasstratege Tom Marzec-Manser dem "Spiegel".
"Das ist ein Anreiz für die Abnehmer, ihre langfristigen Verträge voll auszuschöpfen." Oft sei in den Kontrakten neben einer fixen Mindestliefermenge auch eine Option für den Kunden vorgesehen, mehr Gas zum festgelegten Preis zu ordern.
Foto: Gas-Anschluss (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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