Frankfurt/Main - Der frühere EZB-Direktor Benoît Curé warnt vor Risiken durch die Entwicklung bei dezentralen Finanzdienstleistungen (Defi). "Die Gefahr ist, dass dadurch ein neues Schattenbankensystem entsteht", sagte der Leiter des Innovationszentrums der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) dem "Handelsblatt".
Gemeint sind anspruchsvolle Finanzdienstleistungen auf Basis der Blockchain-Technologie. Die Regulierer weltweit müssten entscheiden, wie weit sie die Entwicklung dort zulassen wollen, so Curé. Dies sei eine schwierige Abwägung. Wenn sich der Bereich sehr schnell entwickelt, bestehe die Gefahr, "eine neue Form des Systemrisikos zu schaffen, wie wir es vor der Finanzkrise von 2007 bei marktbasierten Finanzierungsinstrumenten gesehen haben".
Andererseits bestehe bei einer sehr straffen Regulierung das Risiko, "Innovationen zu ersticken und die möglichen Vorteile dezentraler Transaktionen nicht auszuschöpfen". Nötig sei ein Gleichgewicht. Dies werde in den kommenden Jahren eine Schlüsselfrage für die Regulierer sein. Curé rechnet außerdem damit, dass Notenbanken in Zukunft digitales Zentralbankgeld wie zum Beispiel den E-Euro herausgeben werden.
Digitales Zentralbankgeld sei eine logische Erweiterung des Geldes in einer Zeit, in der Transaktionen zunehmend digitaler würden. Derzeit hätten die Bürger Zugang zu Zentralbankgeld in Form von Banknoten. Diese würden aber immer weniger als Zahlungsmittel verwendet. "Wir nähern uns einer Welt, in der die Bürger keinen Zugang mehr zu Zentralbankgeld haben. Das können wir nicht akzeptieren."
Laut Curé geht es dabei nicht darum, Bargeld vollständig abzulösen. Wenn die Bürger weiter Banknoten verwenden wollten, sei dies möglich. "Ich kenne weltweit keine Zentralbank, die Bargeld abschaffen will."
Foto: Banken-Hochhäuser (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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