Frankfurt/Main - Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), hat Sorgen vor einem zu starken Anstieg der Inflation zurückgewiesen. "Ich bin mir sicher, dass wir keine übermäßig hohe Inflation erleben werden", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).
Zwar gebe es in Deutschland derzeit aufgrund der Pandemie eine relativ hohe Inflation, aber diese Entwicklung sei vorübergehend. Schnabel verteidigte das neue, höhere Inflationsziel der EZB von zwei Prozent. "Zum einen ist der Anstieg des Inflationsziels minimal. Zum anderen hat ein Ziel von zwei Prozent eine wichtige Funktion: Es schafft zusätzliche Spielräume, damit unsere Geldpolitik ihre stabilisierende Wirkung entfalten kann."
Die EZB-Direktorin richtete auch einen Appell an die Euro-Mitgliedstaaten: "Jeder Mitgliedstaat muss sich darüber im Klaren sein, dass die Zinsen nicht immer niedrig bleiben werden. Das bedeutet vor allem eines: Die Staaten müssen das viele Geld, das in der Pandemie aus guten Gründen geflossen ist, durch gezielte Maßnahmen so einsetzen, dass sie auf einen nachhaltigen Wachstumspfad kommen." Die vor allem in Deutschland noch immer umstrittenen Anleihekäufe der Notenbank bezeichnete Schnabel als Instrumente, die in der Nähe der Nullzinsgrenze wirksam und unverzichtbar seien. Sie zählten zum "normalen Instrumentarium" der Notenbank.
Schnabel sagte der FAS, dass die EZB in Zukunft Fragen des Klimawandels stärker berücksichtigen werde. "Der Klimawandel ist das größte Risiko, dem sich die Volkswirtschaften in den nächsten Jahrzehnten gegenübersehen, und er hat massive Auswirkungen auf die Preisstabilität und damit auf die Geldpolitik." Es sei nicht akzeptabel, dass emissionsintensive Unternehmensaktivitäten durch die Geldpolitik begünstigt würden. Die EZB kauft im Rahmen ihrer Anleihekaufprogramme auch Anleihen von Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß.
Foto: Butter in einem Supermarkt (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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