Berlin - Wegen der Corona-Pandemie hat Deutschland 2020 nur halb so vielen Angehörigen von Flüchtlingen den Familiennachzug gewährt wie im Vorjahr. Das geht aus der Antwort des Auswärtigen Amtes auf eine mündliche Frage der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke hervor, über welche die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet.

Insgesamt bekamen im vergangenen Jahr demnach 12.502 Angehörige von Flüchtlingen - die nach internationalem Recht oder als Kriegsflüchtlinge anerkannt worden waren - das Recht, nach Deutschland nachzukommen. Das waren knapp halb so viele wie 2019, als 24.835 Familienangehörige nachziehen durften. Darin sind Zahlen zu internationalen und sogenannten subsidiären Schutzberechtigten mit eingeschränktem Schutzstatus - häufig Bürgerkriegsflüchtlinge - enthalten. Auch wenn man den gesamten Bereich der Migration betrachtet, zeigt sich ein Rückgang.

Die Zahl der insgesamt zum Familiennachzug erteilten Visa ist im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr gesunken, allerdings weniger stark um 29,3 Prozent auf 75.978 Familienmitglieder (Vorjahr: 107.520). Grund für die Entwicklung 2020 waren - neben einem insgesamt rückläufigen Trend - vor allem die Beschränkungen des Reiseverkehrs und der Visumsbearbeitung in den Botschaften infolge der Corona-Pandemie. Wie die Bundesregierung schreibt, sind elf Visastellen in zehn Ländern pandemiebedingt für den Publikumsverkehr geschlossen. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, schreibt in seiner Antwort auf die Anfrage der Linken-Politikerin: "Die Visastellen werden den Publikumsverkehr wieder aufnehmen, sobald die Lage dies zulässt."

Jelpke sagte der NOZ: "Bei der praktischen Umsetzung des Familiennachzugs gibt es viel zu hohe bürokratische Hürden." Vielen Betroffenen werde das Zusammenkommen mit ihren Angehörigen so schwer wie möglich gemacht: "Hier bedarf es eines grundlegenden Wandels im Auswärtigen Amt."

Foto: Flüchtlinge an einer Aufnahmestelle (über dts Nachrichtenagentur)

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