Helsinki - Atte Harjanne, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im finnischen Parlament, findet für die Ablehnung der Atomkraft durch die deutschen Grünen wenig Verständnis. "Wir haben einen etwas anderen Hintergrund als die deutschen Grünen und andere Prioritäten", sagte er der "Welt am Sonntag".

Und weiter: "Unser oberstes Ziel ist, CO2-neutral zu werden und dafür wollen wir auf Basis der Wissenschaft alle Möglichkeiten ausschöpfen", so Harjanne. "Wenn die Einbeziehung der Atomkraft uns am schnellsten dorthin führt, heiligt der Zweck die Mittel." In Finnland wurde kürzlich ein neuer Meiler in Betrieb genommen, ihren anfänglichen Widerstand dagegen hatten die Grünen aufgegeben. "Es war ein Wandel, der Anfang des Jahrzehnts begann. Nicht alle in der Partei sind mitgegangen, aber 2020 haben wir die Anti-Atomkraft-Haltung gestrichen", so der finnische Politiker.

Dank der Atomkraft könne Finnland ab den Jahr 2035 auf das Ziel einer komplett dekarbonisierten Wirtschaft hinarbeiten, um sogar eine CO2-Negativität zu erreichen. Würde Finnland hingegen den "den deutschen Weg" gehen und alle Atomkraftwerke abschalten, wäre dieses Ziel so schnell nicht erreichbar, sagte der studierte Klimaforscher. Auf die Frage, ob Deutschland auf dem Holzweg sein, weil es sich in Brüssel für eine Einstufung von Gas in der Taxonomie als nachhaltige Energie eingesetzt habe, sagte Harjanne: "Ja. Natürlich hat Deutschland das Recht, auf Gas zu setzen, aber es macht sich abhängig von Importen."

Gleichzeitig aus der Atomkraft und der Kohlekraft auszusteigen bedeute eine hohe Nachfrage nach Gas für eine lange Übergangszeit.

Foto: Atomkraftwerk (über dts Nachrichtenagentur)

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