Berlin - Führende Ökonomen des Landes haben scharfe Kritik an den jüngsten Beschlüssen im Kampf gegen die Corona-Pandemie geübt. Ihnen fehlt eine Idee der Politik, die über die kurzfristige Schließung von Geschäften und Schulen hinausgeht, berichtet die "Welt" (Montagsausgabe).

"Die Beschlüsse sollen die Überforderung des Gesundheitssystems verhindern. Kurzfristig mag dies wirken, für eine nachhaltige Eindämmung der Neuinfektionszahlen sind angesichts der Erfahrungen anderer Länder eher Zweifel angebracht", sagte Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), der Zeitung. Es fehle weiterhin an einer längerfristigen Strategie. Diese müsste von Befunden über die Wirksamkeit von Maßnahmen getragen sein und sich auf den Schutz vulnerabler Gruppen konzentrieren.

Auch dem Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, fehlt ein Gesamtkonzept. "Wir können den harten Lockdown wirtschaftlich und gesellschaftlich nicht monatelang aushalten", sagte er der "Welt". Das Infektionsgeschehen werde wohl bis März mindestens problematisch bleiben. Es müsse deshalb endlich gelingen, vulnerable Personen, etwa in Altersheimen, wo sehr viele Infektionen erfolgen, wirksam zu schützen.

"Das Schließen der Einkaufsstraßen hilft diesen Personen überhaupt nicht", so Felbermayr weiter. Hier setzte auch ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann an: "Ich kritisiere die bisher viel zu geringe Energie bei der Testung von Alten- und Pflegeheimen. Da müsste Deutschland schon viel weiter sein", sagte er der Zeitung.

Foto: Corona-Hinweis (über dts Nachrichtenagentur)

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