Berlin - Der frühere Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat Fehler des Westens im Umgang mit Russland beklagt. "Nach dem ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Niedergang des Landes unter Boris Jelzin konnte das Land letztlich nur über eine autoritäre Führung wieder stabilisiert werden", schreibt Gabriel in der "Zeit".

Der Westen habe das zugelassen und dabei zugesehen. "Das war sicher ein großer Fehler." Anfang der 1990er-Jahre habe es Ideen für einen "Marshallplan" für Russland gegeben: "Das ist", so Gabriel, "recht arrogant abgelehnt worden. Damals tönte es aus den USA: `Warum sollten wir Russland helfen, die haben doch den Wettbewerb mit uns verloren.`" Stattdessen sei Russland von der Rohstoffwirtschaft abhängig geworden und habe sich zunehmend dem Nationalismus zugewandt.

"Der Versuch, Russland einen anderen Weg zu eröffnen, ist bis auf die deutschen Angebote einer Modernisierungspartnerschaft nie wirklich gemacht worden", so Gabriel. Zur umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 schreibt Gabriel: "Ein militärischer Angriff auf die Ukraine oder auch der Versuch, das Land dauerhaft zu destabilisieren, machen Nord Stream 2 unmöglich. Und selbst wenn Nord Stream 2 kommt, werden Deutschland und Europa nach Wegen suchen, die Abhängigkeit von russischer Energie deutlich zu reduzieren und die Bezugsquellen zu diversifizieren. Das wird teurer als russisches Pipeline-Gas, aber diesen politischen Preis größerer Sicherheit werden wir jetzt bezahlen müssen."

Foto: Sigmar Gabriel (über dts Nachrichtenagentur)

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