Berlin - Deutschlands früherer Außenminister Sigmar Gabriel hat sich für eine internationale Afghanistan-Konferenz ausgesprochen. "Je eher sie stattfindet, umso besser", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Freitagausgaben).

Teilnehmen sollten auch Russland und China - auch wenn in beiden Ländern derzeit noch Spott und Häme wegen der Blamage des Westens dominierten. "Das Triumphgeheul dieser Tage in Moskau und Peking wird bald verklingen", so Gabriel. In Wirklichkeit blickten Russland und China mit sehr gemischten Gefühlen nach Afghanistan, sagte der Ex-Minister weiter. Beide fürchteten einen neu aufflackernden islamischen Fundamentalismus in ihren eigenen Einflusszonen.

Russland habe dabei die früheren Sowjetrepubliken Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan im Blick, China fürchte Unruhen in seiner an Afghanistan grenzenden muslimischen Provinz Xinjiang. Es gebe also quer durch die Region ein durchaus weit verbreitetes Interesse an Stabilität. Gabriel betonte, an den Konferenztisch gehörten neben der EU nicht nur die Weltmächte USA, China und Russland, sondern auch Pakistan und der Iran. Mit Blick auf die Taliban sagte Gabriel, man werde hoffentlich mit jenen unter ihnen reden können, denen es schon immer darauf ankam, bloß keine ausländischen Truppen im Land zu dulden: "Da gibt es eine lange nationalistische, identitäre Tradition", so der frühere Außenminister.

Die spannende Frage sei, ob nach dem Abzug eine neue Art von Zusammenarbeit entwickelt werden könne, wenn der Westen diese Grundhaltung akzeptieren würde. Gabriel fügte hinzu: "Auch die Taliban wissen, dass ihr Land arm ist und dass eine Zusammenarbeit mit dem Westen in vielen Punkten in ihrem wohlverstandenen eigenen Interesse liegen kann."

Foto: Sigmar Gabriel (über dts Nachrichtenagentur)

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