Brüssel - EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stößt mit ihrer Ankündigung, eine EU-Frauenquote für Aufsichtsräte vorantreiben zu wollen, auf ein geteiltes Echo. "Frauen sollen überall vertreten sein, wo es um Entscheidungen geht", sagte die familienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Ulle Schauws, dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe).

"Mit Blick auf Führungspositionen der Großunternehmen ist Deutschland von diesem Anspruch noch weit entfernt." Auch andere EU-Staaten hätten Nachholbedarf, wenn es um die Repräsentanz von Frauen in Chefetagen gehe. "Meine Fraktion unterstützt deswegen die EU-Richtlinie für mehr Frauen in Führungspositionen." Dass der ursprüngliche Entwurf schon aus dem Jahr 2012 stamme und immer noch aktuell sei, zeige den Handlungsbedarf.

Skeptisch äußerte sich die Sprecherin für Frauenpolitik und Diversity der FDP-Fraktion, Nicole Bauer: "Wir brauchen mehr Frauen und Vielfalt in Führungspositionen, das ist völlig unbestritten - sowohl aus Gründen der fairen Verwirklichungschancen von Frauen und Männern als auch der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen", sagte sie dem "Handelsblatt". Verbindliche Quoten und Sanktionen seien aus liberaler Sicht allerdings nicht die richtigen Instrumente. Nötig seien vielmehr ein von den Unternehmen angestoßener und mitgetragener Kulturwandel hin zu mehr Vielfalt, Flexibilität und Familienfreundlichkeit und eine Politik, die die notwendigen Rahmenbedingungen schaffe, etwa für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Scharfe Kritik an der EU-Kommissionspräsidentin äußerte die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl: "Es ist das Allerletzte, wenn Frau von der Leyen jetzt so tut, als hätte sie mit der jahrelangen Blockade nichts zu tun", sagte sie dem "Handelsblatt".

Sie löse jetzt die Handbremse, die sie vorher "mit aller Kraft festgehalten" habe. Es sei ein "mieses Spiel", wenn sich die Kommissionspräsidentin jetzt als Feministin darstelle. Inhaltlich begrüßt die SPD aber die Frauenquote - wie auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB): Wenn die Börsennotierung das alleinige Kriterium wäre, würden von der EU-Frauenquote mehr Unternehmen erfasst als vom in Deutschland geltenden Recht, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack dem "Handelsblatt" dazu. "Die Bundesregierung sollte das Vorhaben aktiv unterstützen."

Foto: Geschäftsfrauen mit Smartphone (über dts Nachrichtenagentur)

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