Berlin - Trotz jahrelanger Kritik von Gewerkschaften und Parteien ist die Zahl der sachgrundlos befristeten Arbeitsverträge im vergangenen Jahr kaum gesunken. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine schriftliche Frage der Linken-Abgeordneten Susanne Ferschl hervor, über die die "Rheinische Post" in ihrer Freitagausgabe berichtet.
Der Antwort zufolge waren 2020 knapp 1,4 Millionen oder 55,5 Prozent der insgesamt 2,4 Millionen befristeten Arbeitsverträge ohne Angabe eines Sachgrunds durch die Arbeitgeber befristet. Im Jahr 2019 gab es noch insgesamt 2,8 Millionen befristete Arbeitsverträge, davon waren rund 1,6 Millionen sachgrundlos befristet. Ihr Anteil an allen Befristungen lag damit 2019 bei 59 Prozent. Im Koalitionsvertrag sieht die neue Regierung aus SPD, Grünen und FDP von einer generellen Abschaffung der sachgrundlosen Befristungen ab. Nur beim Staat soll die Möglichkeit der Befristung aus Haushaltsgründen abgeschafft werden. Den Zahlen des Arbeitsministeriums zufolge entfielen 2020 aber nur 74.000 sachgrundlose Befristungen auf den öffentlichen Sektor, während in der Privatwirtschaft mehr als eine Million Verträge ohne Sachgrund befristet wurden. "Sachgrundlose Befristungen gehören ausnahmslos abgeschafft", forderte Linken-Fraktionsvize Ferschl. "Die Koalition will nur die sachgrundlose Befristung beim Bund als Arbeitgeber beschränken. Das ist viel zu kurz gegriffen, hier muss zwingend nachjustiert werden."
Foto: Büro-Hochhaus (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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