Berlin - Deutschlands Corona-Maßnahmen sind nach Ansicht des Gesundheitsforschers Jürgen Windeler nicht ausreichend wissenschaftlich begründet. "Wir haben eine zu dünne Datenbasis, mit der wir Entscheidungen begründen", sagte der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) der Wochenzeitung "Die Zeit".

Es sei versäumt worden, aussagefähige Studien zur Lage in der Coronakrise vorzulegen, welche die ermöglichten Maßnahmen beurteilen. "Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele Menschen tatsächlich infiziert sind oder waren", so Windeler. Ebenso unklar bleibe, wie viele Infektionen ohne Symptome blieben. Ein Grund dafür ist laut Windeler, dass über Probleme nicht geredet werde.

"Derzeit sind Diskussionen und wissenschaftlicher Streit unerwünscht. Ich weiß von Wissenschaftlern, die durch Telefonanrufe oder Twitter-Mitteilungen darauf hingewiesen wurden, dass ihre Meinung nicht gefragt sei", so der IQWiG-Leiter. Sorgen bereitet ihm auch die Kommunikation mit der Bevölkerung. Kritische Fragen und Diskussionen würden als Verharmlosung abqualifiziert: "In Deutschland hat man sich meist mit Warnungen und Drohungen begnügt. Das ist keine Kommunikationsstrategie."

Foto: Hinweisschild auf Maskenpflicht in einer Fußgängerzone (über dts Nachrichtenagentur)

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