Berlin - Die Grünen rufen die Bundesregierung zu verstärkten Anstrengungen auf, um das Risiko künftiger Pandemien zu verringern. "Viele dieser gefährlichen Viren stammen aus dem Tierreich und springen auf den Menschen über. Das Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier ist vielerorts einfach zu eng", sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben).

"Wir müssen deshalb die natürlichen Lebensräume von Wildtieren wirksam schützen, den Wildtierhandel eindämmen und die Hochrisiko-Pelzindustrie beenden." Nur so könne das Risiko für eine Pandemie wirksam minimiert werden. Gelinge das nicht, sei die nächste Krise programmiert. In einem Antrag, der am Freitag im Bundestag ist, benennen die Grünen vor allem drei Faktoren, die das Überspringen von Virenstämmen von Tieren auf den Menschen begünstigen: den Handel mit Wildtieren, Massentierhaltung und die Zerstörung natürlicher Lebensräume, die Tiere und Menschen immer näher zueinander bringt. Auf die Zerstörung von Ökosystemen, heißt es im Antrag, könnten spezialisierte Tierarten häufig nur schlecht reagieren. Sie würden deshalb aussterben, während anpassungsfähigere Arten sich vermehren und verbreiten würden und außerhalb ihrer ursprünglichen Lebensräumen mit domestizierten Tieren und dem Menschen in Kontakt kämen. "Dadurch können Erreger auf den Menschen übertragen werden", heißt es. Die Fraktion fordert deshalb unter anderem, dass die Bundesregierung sich in den Verhandlungen um die neue Biodiversitätsstrategie der UN-Vertragsstaatenkonferenz dafür einsetzt, 30 Prozent der Erdoberfläche dauerhaft zu schützen. Im Lieferkettengesetz sollen laut Antrag Sanktionen auch bei Verstößen gegen umweltbezogene Sorgfaltspflichten verankert werden. Um den Wildtierhandel einzudämmen, schlägt die Fraktion unter anderem vor, den Import von wild gefangenen Tieren zu verbieten und eine Positivliste einzuführen von Arten, deren Haltung in privaten Haushalten unbedenklich ist. Zudem solle sich die Bundesregierung auf EU-Ebene einsetzen für ein Verbot von Pelzfarmen.

Die Bundesregierung müsse "Naturzerstörung, Wildtierhandel und bestimmte Arten der Tierhaltung mit dem Gesundheitsschutz zusammen denken", sagte Steffi Lemke, naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, den Funke-Zeitungen. "Nur wenn alle Bereiche adressiert werden, sinkt das Risiko für zukünftige Pandemien." Neben Schutzgebieten auf 30 Prozent der Erdoberfläche und Positivlisten brauche es auch ein Verbot Pelzfarmen in Europa.

Foto: Weggeworfener Mund-Nasen-Schutz im Herbst (über dts Nachrichtenagentur)

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