Berlin - Die Grünen wollen die Waldpolitik neu aufstellen. In einem Papier, über das die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben) berichten, schlägt die Partei eine Neuausrichtung der gesetzlichen Grundlagen und Förderpolitik vor, um "die Wälder so zu bewirtschaften, dass sie ihre biologische Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit und Vitalität erhalten".

Zentral sollen dabei gesetzliche Mindeststandards für die Forstwirtschaft sein, die für alle Waldbesitzer gelten sollen. Unter anderem sollen demnach Waldbesitzer Stämme nur noch einzeln aus dem Wald ernten können, "anstatt ganze Flächen auf einmal kahl zu schlagen", wie es im Papier heißt. Die Ernte soll so durchgeführt werden, dass der Boden nicht durch Furchen oder Verdichtung durch zu schweres Gerät geschädigt wird. Die Menge des geschlagenen Holzes soll sich auch an der Stabilität des Ökosystems orientieren. Für Wälder der öffentlichen Hand will die Partei noch höhere ökologische Standards anlegen. Über diesen Mindeststandard hinaus wollen die Grünen außerdem über ein "Klimawaldförderprogramm" dafür sorgen, dass mehr Waldbesitzer naturnahe Laubmischwälder wachsen lassen. Auf Flächen, wo der Wald große Schäden hat, soll das Totholz im Wald bleiben. Das diene dem Aufbau von Humus und schütze gleichzeitig junge Bäume, heißt es in dem Papier der grünen Autorinnen- und Autorengruppe. Dafür, dass sie auf diesen Flächen auf die Nutzung des Holzes verzichten, sollen Waldbesitzer mit einer "Regenerationsprämie" kompensiert werden. Mittelfristig wollen die Grünen außerdem eine "Zukunftswaldprämie" als Förderinstrument einführen, für Waldbesitzer, die über die Mindeststandards hinaus nach ökologischen Kriterien wirtschaften. Zudem will die Partei fünf Prozent der Waldfläche in Deutschland für den Naturschutz reservieren, die öffentliche Hand soll dabei Vorbild sein. Auf diesen Flächen soll es keine Waldnutzung geben.

Verfasst haben die Vorschläge Robert Habeck, Harald Ebner, Bettina Hoffmann, Oliver Krischer, Steffi Lemke und Lisa Badum. Anlass für das Papier ist der schlechte Zustand der deutschen Wälder: Nur noch ein Fünftel der Bäume dort, schreiben die Grünen, sei gesund. Durch mehr Risikostreuung, größere strukturelle Naturnähe und mehr Vielfalt an vorrangig heimischen Baumarten wollen sie die Wälder besser auf die in Zukunft steigende Belastung durch den Klimawandel vorbereiten. Die bisherige Waldpolitik der Bundesregierung leiste das nicht, die Fördergelder der Bundesregierung würden bislang kaum wirksame Anreize für Klimaresilienz, Naturnähe oder mehr Biodiversität setzen.

"Scheckbuchpolitik ist keine Antwort auf die ökologischen Ursachen und Zusammenhänge der Waldkrise."

Foto: Wald (über dts Nachrichtenagentur)

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