Berlin - Die europapolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Franziska Brantner, hat die weitreichende Einreisesperre aus Corona-Mutationsgebieten, die Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vorangetrieben hatte, scharf kritisiert. "Seehofer torpediert die europäische Einigung auf eine doppelte Test- und Isolationspflicht für Reisende aus dunkelroten Zonen, da er allein den schärferen Weg der Einreiseverbote geht. Genau die will die EU mit der neuen Regelung vermeiden", sagte Brantner der "Rheinischen Post" (Samstagausgabe).

"Damit düpiert er mal wieder seine europäischen Kollegen, anstatt endlich sicherzustellen, dass Testen und Isolation auch wirklich umgesetzt und kontrolliert werden", sagte die Grünen-Politikerin. Zugleich mahnte Brantner an, aus den Fehlern während der ersten Corona-Welle zu lernen. "Wir dürfen jetzt nicht die gleichen Fehler wie im Frühjahr machen. Pendler und Familien in den Grenzgebieten müssen auch weiterhin die Grenzen passieren dürfen", sagte sie.

Wirksamer wäre es, europaweit massiv mehr zu testen und zu sequenzieren, um die Mutante lokal einhegen zu können, so Brantner. Der Deutsche Reiseverband (DRV) begrüßte die Entscheidung zu einer weitreichenden Einreisesperre hingegen. "Schutzmaßnahmen vor Virusmutationen sind sinnvoll", sagte eine Verbandssprecherin dem "Handelsblatt" (Montagausgabe).

"Die Reisewirtschaft unterstützt daher Anstrengungen, um die weitere Ausbreitung von Virusvarianten zu verhindern." Zugleich erinnerte die Sprecherin daran, dass der Reiseverkehr zwischenzeitlich fast vollständig zum Erliegen gekommen sei. Perspektivisch werde es daher umso wichtiger, "dass die Politik zeitnah auch Konzepte vorlegt, wie eine verantwortungsvolle, schrittweise Öffnung nach dem Abklingen der zweiten Welle gelingen kann", sagte sie. "Entscheidend ist neben den Impfungen eine funktionierende Teststrategie, denn Verbote bringen uns langfristig nicht weiter und pauschale Reiseverbote sind keine sinnvolle Lösung."

Foto: Grenzmarkierung (über dts Nachrichtenagentur)

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