Berlin - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geht nicht davon aus, dass die russische Regierung den angedrohten Lieferstopp von Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 umsetzt. "Ich rechne nicht damit, weil Russland wissen muss, wenn sie das tun, dann sind sie ein unzuverlässiger Lieferant", sagte er den Sendern RTL und n-tv.

"Dann wird auch für den Fall, dass sich die Situation irgendwann wieder beruhigt, dass es wieder Frieden gibt, Europa nicht zurückkommen." Der Minister kritisierte, dass Russland die mögliche Maßnahme als gerechtfertigte Reaktion auf westliche Sanktionen darstelle. Ursache und Wirkung würden von der russischen Regierung völlig verklärt, so Habeck. Russland sei der Aggressor in dem Krieg mit der Ukraine.

"Sanktionen gegen Sanktionen haben überhaupt gar keine Begründung." Habeck sagte, dass man für den Fall eines Lieferstopps dennoch vorbereitet sei. "Wir kommen gut durch den Winter, wir kommen gut durch das Jahr." Für den nächsten Winter allerdings müssten die Gasspeicher gefüllt werden.

Der Minister äußerte sich auch zu einem möglichen Öl-Embargo gegen Russland. Diesen halte er für falsch. "Ich sehe das Szenario nicht, für Europa und für Deutschland", sagte er. Die Situation sei nicht mit der in den USA vergleichbar, die viel weniger Öl aus Russland kaufen und deshalb leichter auf die Sanktion drängen können.

Die Amerikaner selbst hätten ihm bei seinem Washington-Besuch gesagt, sie befürworteten kein europäisches Öl-Embargo gegen Russland. "Weil damit die Gefahr, dass die europäische Wirtschaft wankt, richtig eine schwere Rezession erleidet, und wir damit die anderen Sanktionen gar nicht mehr durchhalten können, eher steigt", so Habeck.

Foto: Gas-Straßenkappe (über dts Nachrichtenagentur)

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