Hamburg - Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan befürchtet der Hamburger Verfassungsschutzchef Torsten Voß eine stärkere Gefahr durch den islamistischen Terrorismus. "Ich sehe die aktuelle Entwicklung in Afghanistan tatsächlich mit Sorge", sagte Voß der "taz" (Dienstagsausgabe).
"Nun besteht die Gefahr, dass sich in Afghanistan erneut ein terroristischer Rückzugsraum auftut und sich zumindest al-Qaida dort reorganisiert." Für Voß ist entscheidend, ob die Taliban künftig wieder ein "islamisches Emirat nach altem Vorbild installieren". Auch bleibe zu beobachten, ob es internationale Freiwillige als "foreign fighters" nach Afghanistan ziehe. "All das könnte mittel- oder langfristig auch die Gefährdungssituation in Deutschland verschärfen", so Voß.
Schon jetzt sei die Bedrohungslage hierzulande hoch: "Weil sich der IS derzeit weltweit in Zellen reorganisiert und mit Anschlägen versucht, sich wieder zu profilieren. Und weil die Gefahr durch Einzeltäter fortbesteht." Der jüngste Anschlag am Flughafen in Kabul, den ein IS-Ableger für sich reklamierte, unterstreicht für Voß die aktuelle Dynamik im internationalen islamistischen Terrorismus. "Der Anschlag zeigt einmal mehr das feindschaftliche Verhältnis des IS zu den Taliban, und dass der IS nur seine islamistische Ideologie zulässt."
Nicht zuletzt mit dieser Tat deute sich an, "dass der IS weder mit al-Qaida noch mit den Taliban eine Kooperation gegen den Westen eingehen wird". Die islamistische Szene in Deutschland reagiere auf die Lage in Afghanistan bisher uneinheitlich, so der Verfassungsschützer. "Auch die hiesige Szene war über die plötzliche Wende sehr überrascht. Klar freuen sich viele Islamisten, dass der in ihren Augen ungläubige Westen durch Muslime besiegt wurde. Trotzdem stimmt nicht jeder Islamist mit den Taliban ideologisch überein. Da muss sich auch die Szene erst einmal sortieren."
Foto: Polizei in einer Fußgängerzone (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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