Berlin - Das deutsche Handwerk hat an die Bundesregierung appelliert, die Staatshilfen für Betriebe in der Coronakrise schneller auszuzahlen, nochmals zu erhöhen und weiter zu entbürokratisieren. "Das Geld aus den November-, Dezemberhilfen und der Überbrückungshilfe III muss endlich fließen, und zwar nach Vorschriften, die nachvollziehbar und eindeutig sind", sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer der "Rheinischen Post" (Samstagausgabe).

Die Abschlagszahlungen seien zwar von 10.000 auf maximal 50.000 Euro pro Antrag erhöht worden. "Aber sie bleiben auf höchstens 50 Prozent des insgesamt beantragten Zuschusses begrenzt. Das reicht in sehr vielen Fällen nicht aus – auch deshalb nicht, weil die gesamte Novemberhilfe erst ab dem 10. Januar ausgezahlt werden soll", sagte Wollseifer. Deshalb setze man sich dafür ein, dass die Höhe der Abschlagszahlungen auf 75 Prozent des beantragten Gesamtzuschusses angehoben wird, damit die Betriebe nicht untergingen.

"Sie brauchen jetzt dringend Liquidität", sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). "Damit nicht ein immenser wirtschaftlicher Schaden entsteht, muss die Politik praxistaugliche Hilfsangebote machen." Die Beantragung müsse einfacher sein und die Auszahlung wirklich schneller vorangehen, sagte Wollseifer. "Doch was wir sehen ist, dass mit jeder Überarbeitung die Konditionen für Hilfen weniger verständlich werden. Das ist weit von der Wirklichkeit in den Betrieben entfernt, viel zu bürokratisch", kritisierte der ZDH-Chef.

Deshalb setze man sich dafür ein, beim Wirtschaftsministerium eine Expertengruppe mit Vertretern aus dem Ministerium, aber eben auch aus Wirtschaftsverbänden einzurichten, damit Erfahrungen aus der Wirtschaftspraxis unmittelbar hineinkämen und die Hilfen die Betriebe auch wirklich erreichten. Durch die Zwischenschaltung der Steuerberater verlängere sich die Beantragung der Wirtschaftshilfen. Bei den Steuerberatern würden sich die Anträge stauen.

Das verzögere die Antragstellung oder führe sogar zur Ablehnung. "Und Handwerksbetriebe berichten uns verstärkt von überzogenen Honorarforderungen. Teils bestehen Steuerberater auch auf Vorauszahlungen, was in unseren Augen inakzeptabel ist, umso mehr, weil die Auszahlungen der Hilfen so schleppend laufen", kritisierte Wollseifer. Der Handwerkspräsident forderte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) auf, während der Coronakrise die Umsatzsteuer-Vorauszahlungen für Betriebe vorübergehend auszusetzen.

"Wir fordern, dass die Betriebe während der Coronakrise erst später die Umsatzsteuer-Vorauszahlungen ans Finanzamt abführen müssen", sagte Wollseifer der "Rheinischen Post". Die Betriebe vereinnahmten die Umsatzsteuer und müssten sie an den Staat weitergeben. "Nur wenn ich einmalig eine Sondervorauszahlung von einem Elftel meiner Vorjahresvorauszahlung an das Finanzamt zahle, wird diese Umsatzsteuer-Vorauszahlung erst vier Wochen später fällig. Wir wollen, dass das auch ohne Sondervorauszahlung beantragt werden kann", sagte Wollseifer.

"Das würde den Betrieben in der Krise sofort helfen und ihnen sofort Liquidität verschaffen."

Foto: Fliesenleger (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: