Grafschaft - Gummibärchen-Hersteller Haribo sieht keine Alternative zur Schließung seines einzigen Werks in Ostdeutschland zum Jahresende. "Die Entscheidung ist uns alles andere als leichtgefallen", sagte Unternehmer Hans Guido Riegel dem "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe).
"Zur unternehmerischen Verantwortung gehört auch, unpopuläre Entscheidungen zu fällen, wenn es notwendig ist", so der geschäftsführende Gesellschafter der Haribo-Gruppe. Rund 150 Mitarbeiter sind betroffen. Für das Werk in Wilkau-Haßlau wären laut Riegel unverhältnismäßig hohe Investitionen nötig, um die Produktionsabläufe konsequent auf die zukünftigen Anforderungen auszurichten. Haribo hatte nach der Wende den einstigen volkseigenen Betrieb Süßwarenfabrik Wesa übernommen.
Gegen Vorwürfe, es seien von dort Millionengewinne abgezogen, aber zu wenig investiert worden, wehrt sich Riegel: "Wir haben in den 30 Jahren, in denen wir das Werk betrieben haben, einen zweistelligen Millionenbetrag in Gebäude, Maschinen und Infrastruktur investiert und das Werk kontinuierlich wettbewerbsfähig gehalten." Die aktuelle Pandemie habe den Entschluss zur Schließung aber beschleunigt: Absatzkanäle wie Duty Free Shops, Bahnhöfe, Kioske oder Kinos sind laut Riegel massiv betroffen. "Insgesamt fehlt uns dadurch ein Volumen, das der dreifachen Menge der Jahresproduktion des Werkes in Wilkau-Haßlau entspricht." Riegel weiter: "Wir wissen, dass die Schließung des Werkes persönliche Schicksale betrifft. Deshalb verhandeln wir derzeit einen Sozialplan, der über die sonst üblichen Regelungen hinausgeht."
Derweil entsteht im US-Bundesstaat Wisconsin das erste Haribo-Werk in Nordamerika. "Der US-amerikanische Markt ist für uns sehr wichtig. Diese Position können wir nur halten, wenn wir in diesem hart umkämpften Markt auch auf Dauer mit einer Produktion vor Ort sind, um schnell und flexibel auf Anfragen zu reagieren", sagte Geschäftsführer Herwig Vennekens dem "Handelsblatt".
Das neue Werk wird voraussichtlich Ende 2022 mit der Produktion beginnen. In der ersten Phase sollen bis zu 385 Arbeitsplätze entstehen.
Foto: Süßigkeiten (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: