Da hatte Hitler tatsächlich etwas mit meinem Vater gemeinsam. Der das Gegenteil von einem Nazi war.

Allem Anschein nach war Hitler ein fleißiger Leser.
Er verfügte über eine Bibliothek von etwa 16.000 Büchern, von denen 1.200 aus dem Salzbergwerk Berchtesgaden geborgen und in der Kongressbibliothek untergebracht werden konnten.

Viele dieser Bücher waren Geschenke mit schmeichelhaften Widmungen an den Führer.
Vieles hat er wohl ungelesen gelassen. DIE Bücher aber, die er las, weisen unterstrichene Passagen auf, die auf Hitlers Auseinandersetzung mit dem Inhalt schließen lassen.
Besonders gut gefielen ihm offensichtlich Shakespeares „Hamlet“ und „Julius Caesar“, sowie „Don Quijote“, „Robinson Crusoe“, „Gullivers Reisen“ und - so bizarr das vielleicht klingen mag - „Onkel Toms Hütte“.

Aber kein Buch konnte auch nur annähernd Hitlers Begeisterung für den Western- und Abenteuerromanen von Karl May erreichen. Denen war er als Kind zum ersten Mal begegnet.
"Der erste Karl May, den ich gelesen habe, war Durch die Wüste.
Ich war überwältigt! Ich stürzte mich sofort Hals über Kopf in ihn hinein, was zu einem spürbaren Rückgang meiner Noten führte."

Obwohl May nie einen Fuß in die Neue Welt gesetzt hatte, bevor er seine Geschichten verfasste, waren seine Geschichten über Tapferkeit und Verwegenheit in den amerikanischen Grenzregionen in Europa sehr beliebt.
Und Hitler war ein glühender Fan dieser Romane.
Als kleiner Junge las er die Bücher unter seiner Decke mit einer Taschenlampe oder im Mondlicht mit Hilfe einer Lupe.

Hitler behauptete immer wieder, dass Mays Bücher sein Interesse an Geschichte und Geographie angeregt hätten.
Er bestand darauf, dass sie gelesen werden sollten, weil sie hilfreich sein könnten für den Sieg Deutschlands.
Er glaubte, die Figur Winnetou sei ein Vorbild an Tapferkeit, dem die deutschen Soldaten nacheifern sollten.
Er verlangte, dass deutsche Offiziere Exemplare von Mays Büchern über die amerikanischen Ureinwohner oder Indianerromane bei sich tragen sollten, um edles Verhalten zu lernen und besser auf den Kampf gegen die Russen vorbereitet zu sein.

Trotz des Papiermangels im Kriegsjahr 1944 befahl er den Druck von 300.000 von Mays Büchern , die unter den deutschen Truppen verteilt werden sollten. Er begründete das damit, dass die Russen wie die amerikanischen Ureinwohner kämpften.
Sie würden sich hinter Bäumen und unter Brücken verstecken und so einen Hinterhalt legen.
Mit der Cowboy-Figur Old Shatterhand als Vorbild würden die deutschen Truppen seiner Meinung nach den Sieg über die russischen "Wilden" erringen.

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