Berlin - Die Hochschulen in Deutschland haben 2020 einen "oberen zweistelligen Millionenbetrag verloren", weil sich Unternehmen in der Coronakrise aus gemeinsamen Forschungsprojekten zurückgezogen haben. 2021 drohten "Einbußen, die weit darüber hinausgehen", sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Peter-André Alt, dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).

"Externe Partner, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, ziehen sich angesichts der Corona-Pandemie vielfach zurück, sodass gemeinsame Forschungsprojekte nicht mehr oder sehr erschwert zustande kommen", warnte Alt. "Es werden zunehmend Projektinhalte reduziert, geplante Forschungsprojekte auf Eis gelegt und bereits genehmigte Förderphasen ersatzlos gestrichen", sagte auch der Präsident der führenden Technischen Universitäten TU9, Wolfram Ressel, Rektor der Uni Stuttgart. Darunter leide auch "die Finanzierung des Universitätsbetriebs insgesamt". Teilweise müssten Mitarbeiter, die über Mittel aus der Wirtschaft finanziert werden, gekündigt werden, Arbeiten von Studierenden und Doktoranden würden "verzögert, unterbrochen oder sogar unmöglich".

Um Schaden abzuwenden, fordern sowohl Alt als auch Ressel Corona-Hilfen vom Bund – wie sie bisher nur Forschungsorganisationen wie die Fraunhofer-Gesellschaft bekommen haben. Für diese hatte das Bundesforschungsministerium für 2020 und 2021 einen Fonds über insgesamt 800 Millionen aufgelegt, um wegbrechende Projektmittel aus der Wirtschaft zu ersetzen. Das unterstützen die Grünen: "Aus der Coronakrise darf keine Innovationskrise werden", sagte deren innovationspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Anna Christmann. Es sei "vollkommen unverständlich, warum die Bundesregierung die Hochschulen im Regen stehen lässt".

Man müsse "dem Projektsterben bei Forschung und Entwicklung dringend entgegenwirken, um fatale Langzeitfolgen für unseren Innovationsstandort abzuwenden". Diese träfen Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen.

Foto: Bücher in einer Bibliothek (über dts Nachrichtenagentur)

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