München - Der im vergangenen Jahr gezahlte Kinderbonus und die befristete Senkung der Mehrwertsteuer haben vor allem Geringverdiener mit Kindern entlastet und damit zu einer gerechteren Verteilung der Einkommen geführt. Nach einer Untersuchung des Münchener Ifo-Instituts im Auftrag des Bundesfinanzministeriums, über die die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" in ihren Mittwochausgaben berichten, ging durch diese Maßnahmen des Konjunkturpakets der Anteil der Menschen zurück, die als arm gelten, weil sie weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zum Leben haben.

Den Berechnungen zufolge fiel die sogenannte Armutsrisikoquote um 0,4 Punkte auf 12,7 Prozent. Die Armutsrisikoquote von Kindern und Jugendlichen unter 18 reduzierte sich demnach um 1,5 Punkte auf 15,5 Prozent. Zudem sank der sogenannte Gini-Koeffizient, der den Grad der Ungleichheit der Einkommen angibt, um 0,2 auf 28,9 Punkte. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte dem RND, Ziel der Hilfsmaßnahmen sei es gewesen, für einen sozialen Ausgleich zu sorgen. "In Deutschland ist uns das gelungen. Unsere Maßnahmen verringern Ungleichheit und soziale Härten." Sie unterstützten insbesondere Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen, so der SPD-Politiker. Dabei dürfe man aber nicht stehen bleiben: "Wir müssen auch dafür sorgen, dass Gewinner der Digitalisierung und Gewinner der Krise einen fairen Beitrag zum Steueraufkommen leisten", forderte der Finanzminister.

"Da sind wir international mit der Mindestbesteuerung auf einem guten Weg und mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden haben wir jetzt auch einen Verbündeten im Weißen Haus", so Scholz. In der Untersuchung haben die Wirtschaftsforscher zunächst die Wirkung des im Herbst 2020 gezahlten Kinderbonus von 300 Euro je Kind untersucht. Über alle Haushalte hinweg stieg das Einkommen dadurch um etwa 90 Euro. Die vergleichsweise größten Zuwächse gab es bei den Haushalten mit den geringsten Einkommen.

Hier stieg das Einkommen um 1,2 Prozent und der Konsum um 0,9 Prozent. In der höchsten Einkommensklasse lagen die relativen Zuwächse beim Einkommen und dem Konsum dagegen bei unter 0,1 Prozent. Mit Blick auf die temporäre Senkung der Umsatzsteuersätze kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Alleinstehende, Alleinerziehende und Haushalte mit keinem oder einem Kind sowie Haushalte in den unteren Einkommensklassen relativ gesehen mit dem größten Zuwachs bei den Konsumausgaben profitierten. Unter Berücksichtigung beider Entlastungen wurden laut Ifo-Institut insbesondere die ärmeren Haushalte mit Kindern besser gestellt.

Foto: Mutter mit Kinderwagen (über dts Nachrichtenagentur)

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