Wiesbaden - Immer mehr Menschen in Deutschland leben in sogenannten "überbelegten Wohnungen". Im letzten Jahr waren davon rund 6,4 Millionen betroffen, 340.000 mehr als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag auf Basis der jüngsten verfügbaren Daten mitteilte.

Mit einer Überbelegungsquote von 7,8 Prozent liegt Deutschland jedoch immer noch gut 9 Prozentpunkte unter dem Durchschnittswert der 27 EU-Staaten. Als überbelegt gilt eine Wohnung, wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt. Mindestanforderungen sind demnach ein Gemeinschaftsraum, ein Raum pro Paar, das in dem Haushalt lebt, ein Raum pro weiterer Person ab 18 Jahren, ein Raum für zwei Kinder unter 12 Jahren, ein Raum für zwei Kinder desselben Geschlechts zwischen 12 und 17 Jahren und einen Raum je Kind zwischen 12 und 17 Jahren, wenn sie unterschiedlichen Geschlechts sind. In Städten leben gar 12,7 Prozent auf zu engem Raum – im Vergleich zu 2010 ein Zuwachs von rund 3 Prozentpunkten.

Auch in Kleinstädten und Vororten wird der Wohnraum knapper: 2019 lebten hier 5,5 Prozent der Menschen auf zu engem Raum, 2010 waren es noch 4,7 Prozent. Dagegen gibt es auf dem Land einen gegenläufigen Trend. Hier waren 2019 nur 4 Prozent der Wohnungen überbelegt –zuvor waren es noch 4,7 Prozent. Auch Alleinlebende können auf zu engem Raum wohnen: Ihnen müssen mindestens zwei Zimmer, etwa Wohn- und Schlafzimmer, zur Verfügung stehen, damit ihre Wohnungen nicht als überbelegt gelten.

Bei rund 12 Prozent der Alleinlebenden ist dies jedoch nicht der Fall. Unter den Haushalten ohne Kinder waren Alleinlebende damit am häufigsten von Überbelegung betroffen. 5 Prozent der Bevölkerung in Haushalten ab 3 Erwachsenen und nur gut 1 Prozent der Menschen in Haushalten mit zwei Erwachsenen lebten in überbelegten Wohnungen. Letztlich wirkt sich das Einkommen eines Haushaltes entscheidend auf die Größe der Wohnung aus: Mehr als jede fünfte (20,5 Prozent) armutsgefährdete Person wohnte 2019 hierzulande auf zu engem Raum.

Unter Alleinerziehenden und ihren Kindern lag die Überbelegungsquote in Deutschland bei 19 Prozent. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre mit 12 Prozent die Altersgruppe stellen, die am häufigsten zu beengt wohnt. Nach Definition der Überbelegungsquote dürfen sich zwei Kinder unter 12 Jahren unabhängig von ihrem Geschlecht noch ein Zimmer teilen, während dies für Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren nur noch in Frage kommt, wenn sie dasselbe Geschlecht haben. Andernfalls gilt ein eigenes Zimmer als angemessen.

Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahre lagen 2019 mit einem Anteil von 8,3 Prozent über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (7,8 Prozent). Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren (2,6 Prozent) lebten dagegen seltener in überbelegten Wohnungen. In wirtschaftlich schwächeren Staaten der EU-27 lebten generell anteilig am meisten Menschen in überbelegten Wohnungen: In Rumänien (45,8 Prozent), Lettland (42,2 Prozent) und Bulgarien (41,1 Prozent) den drei EU-27-Staaten mit der höchsten Überbelegung, stand fast jedem zweiten Menschen zu wenig Wohnraum zur Verfügung. Die Inselstaaten Zypern (2,2 Prozent) und Malta (3,7 Prozent) hatten dagegen EU-weit am wenigsten mit Überbelegung zu kämpfen.

Foto: Licht in Wohnungen (über dts Nachrichtenagentur)

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