Berlin - Die Mehrheit der Deutschen bevorzugt ein "Ampel"-Bündnis. Während im politischen Berlin die Sozialdemokraten, die Grünen und die Freien Demokraten sondieren, gibt eine Mehrheit von 53 Prozent der Bevölkerung an, ein Regierungsbündnis dieser drei Parteien sehr gut bzw. gut zu finden, ist das Ergebnis einer Infratest-Umfrage für den ARD-"Deutschlandtrend".
43 Prozent fänden dieses sogenannte Ampel-Bündnis weniger gut bzw. schlecht. Weniger Sympathien als für die Ampel hegen die Deutschen derzeit für die sogenannte Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP: lediglich ein Viertel (25 Prozent) spricht sich für ein solches Bündnis aus - 70 Prozent fänden Schwarz-Grün-Gelb weniger gut bzw. schlecht. Das sind 30 Prozentpunkte mehr als noch im Oktober 2017, als ein solches Bündnis erstmals sondiert wurde. Seinerzeit sprach sich noch eine Mehrheit von 57 Prozent der Deutschen für dieses Dreierbündnis aus.
Bei den Parteianhängern sind es lediglich die Unions-Anhänger, die mehrheitlich (63 Prozent) Jamaika sehr gut oder gut fänden - alle anderen Parteianhänger stehen dem Bündnis mehrheitlich skeptisch gegenüber, auch 53 Prozent der FDP-Anhänger. Rechnerisch wäre auch die Fortsetzung einer Koalition aus SPD und Union möglich - was allerdings 77 Prozent der Deutschen weniger gut bzw. schlecht fänden, lediglich 19 Prozent hielten eine Neuauflage dieser Regierungskonstellation für sehr gut oder gut. Ein genauerer Blick auf die Partei-Anhänger zeigt außerdem, dass es in den Reihen der Grünen gegenüber einem Jamaika-Bündnis deutliche Vorbehalte gibt - zwei Drittel der Grünen-Anhänger (62 Prozent) sind der Meinung, dass ein Eintritt in eine unionsgeführte Regierung mit den Liberalen auf Bundesebene ihrer Partei langfristig schaden würde, ein Fünftel (22 Prozent) sieht diese Gefahr nicht. Insgesamt gehen fast die Hälfe (49 Prozent) der Wahlberechtigen davon aus, dass den Grünen eine Jamaika-Koalition schaden könnte, drei von zehn (29 Prozent) sehen Vorteile in einem solchen Bündnis.
Gut jeder dritte FDP-Anhänger (35 Prozent) glaubt, dass die Beteiligung an einer Ampel-Koalition langfristig Nachteile für die FDP hätte. Etwa die Hälfte (48 Prozent) der FDP-Anhänger ist jedoch der Ansicht, dass dieses Dreier-Bündnis den Liberalen auf lange Sicht eher nützt. Insgesamt rechnen 32 Prozent der Deutschen mit Nachteilen für die FDP, 47 Prozent mutmaßen dagegen positive Auswirkungen für die Liberalen. Die Deutschen zeigen sich derweil mehrheitlich weniger bis gar nicht zufrieden mit dem Wahlausgang (57 Prozent), während 40 Prozent angeben, damit sehr zufrieden bzw. zufrieden zu sein.
Der Ausgang der Bundestagswahl bietet sowohl der SPD als auch der Union rechnerisch die Möglichkeit zur Bildung der nächsten Bundesregierung. Danach gefragt, wer die künftige Regierung anführen soll, sprechen sich zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten für ein SPD-geführtes Kabinett aus, während lediglich ein Viertel (24 Prozent) angibt, sich eine Bundesregierung unter Führung der Union zu wünschen. In der Frage der Eignung für das Kanzleramt zeichnet sich ein klares Bild ab: 63 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Olaf Scholz (SPD) ein guter Kanzler wäre. 25 Prozent geben an, ihn für keinen guten Kanzler zu halten.
Den Unions- Kandidaten Armin Laschet halten aktuell nur 14 Prozent für einen guten Kanzler - 78 Prozent geben hingegen an, ihn für keinen guten Kanzler zu halten. Mögliche Knackpunkte bei den anstehenden Koalitionsgesprächen könnten in der Arbeitsmarkt-, Verkehrs- und Steuerpolitik liegen. Am wenigsten umstritten ist in der Bevölkerung aktuell dabei eine Mindestlohnanhebung auf zwölf Euro, wie sie von der SPD und den Grünen im Wahlkampf gefordert wurde. Einen solchen Schritt befürworten aktuell drei Viertel (74 Prozent) der Befragten.
Gespaltener zeigt sich die Bevölkerung bei der Einführung eines generellen Tempo-Limits von 130 km/h auf Autobahnen: 53 Prozent der Bundesbürger befürworten die Einführung, 44 Prozent lehnen sie ab. Auch die steuerpolitischen Positionen der Parteien dürften bei den anstehenden Koalitionsgesprächen für den ein oder anderen Konflikt sorgen. Aktuell unterstützen 39 Prozent der wahlberechtigten Bundesbürger einen Verzicht von Steuererhöhungen, während 57 Prozent Steuererhöhungen für einzelne Bevölkerungsgruppen begrüßen würden. In der Politikerzufriedenheit legt Angela Merkel zum Ende ihrer Kanzlerschaft noch einmal leicht zu.
Mit der Arbeit der Kanzlerin sind aktuell 68 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden (+2 Punkte im Vgl. zur Vorwahlbefragung im September 2021). Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz kommt auf 59 Prozent Zufriedenheit (+3). Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) muss hingegen weitere Verluste hinnehmen: Mit seiner Arbeit sind aktuell nur noch 14 Prozent (-11) der Befragten sehr zufrieden oder zufrieden, während 82 Prozent angeben, mit seiner Arbeit weniger oder gar nicht zufrieden zu sein. Mit der Arbeit von Markus Söder (CSU) zeigt sich aktuell eine Mehrheit von 52 Prozent (-3) sehr zufrieden oder zufrieden, 42 Prozent weniger oder gar nicht. Robert Habeck (Grüne) verbessert sich im Vergleich zur Vorwahlwoche um 7 Punkte. Mit seiner Arbeit ist derzeit die Hälfte (50 Prozent) sehr zufrieden oder zufrieden, während 31 Prozent damit weniger oder gar nicht zufrieden sind. FDP-Chef Christian Lindner verbessert sich ebenfalls im Vergleich zur Vorwahlbefragung im September: 47 Prozent sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden oder zufrieden (+7), 43 Prozent sind mit der Arbeit des FDP- Spitzenkandidaten weniger bzw. gar nicht zufrieden. Mit der Arbeit der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sind aktuell unverändert 32 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden, 61 Prozent sind mit ihrer Arbeit weniger oder gar nicht zufrieden.
Dietmar Bartsch, einer von zwei Spitzenkandidaten der Linken, erreicht 17 Prozent Zufriedenheit (-2), 44 Prozent der Wahlberechtigten geben an, ihn nicht zu kennen oder ihn nicht beurteilen zu können. Alice Weidel, eine der beiden Spitzenkandidaten der AfD, landet aktuell bei 13 Prozent Zufriedenheit (-1), 63 Prozent sind mit ihrer Arbeit weniger oder gar nicht zufrieden. 24 Prozent geben an, sie nicht zu kennen oder nicht beurteilen zu können. Für die Erhebung befragte Infratest insgesamt 1.318 Personen vom 4. bis 6. Oktober 2021.
Foto: Wahlplakate von Grünen, SPD und FDP zur Bundestagswahl 2021 (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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