München - Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat den Vorwurf der Feigheit gegen die afghanische Armee wegen der schnellen Machtübernahme der Taliban zurückgewiesen. "Diese Soldaten wussten ganz genau, nämlich genau so gut wie wir, dass es ohne US-Luftunterstützung nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die Taliban ihren Siegeszug antreten würden", sagte Ischinger der "Rheinischen Post" (Mittwoch).
"Warum sollen wir dann, werden sie gedacht haben, unser Leben und das unserer Familien aufs Spiel setzen, wenn das Ende nicht eine Frage des ob, sondern nur des wann sein würde. Und die Taliban-Propaganda wird da ihr Übriges beigesteuert haben", sagte Ischinger. "Kurz gesagt: Wir, die USA und die NATO, haben sie allein gelassen. Wir sollten jetzt nicht die afghanischen Soldaten, von denen Zehntausende gefallen sind, der Feigheit zeihen", fügte er hinzu. Ischinger verwies darauf, dass es andere Optionen der NATO-Partner gegeben habe, um die nun eingetretene Situation zu verhindern. "Die Lage könnte heute anders aussehen, wenn eine westliche Minimalpräsenz fortgeführt worden wäre, einige wenige 1000 vielleicht, vor allem Luftwaffe", sagte Ischinger. "Aber strategische Geduld war nicht immer eine westliche Tugend."
Foto: Afghanistan (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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