Köln - Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) setzt sich vor dem "Autogipfel" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der Autobranche für einen Ausbau der Ladeinfrastruktur ein. "Auf dem Autogipfel heute soll die Kaufprämie für Elektroautos verlängert werden. Das macht zwar Sinn, denn die Prämie macht Elektroautos eher konkurrenzfähig, aber für E-Autofahrer, die keinen eigenen Park- und Ladeplatz haben, bleibt die fehlende Ladeinfrastruktur eine gewaltige Hürde", schreibt der Senior Economist für Verkehr und Infrastruktur des IW, Thomas Puls, am Dienstagnachmittag.
Wolle der Bund an seinen Zulassungszielen festhalten, sollte er eine konzertierte Aktion zum Ausbau der Ladeinfrastruktur anstoßen. "Am heutigen Dienstagabend ist wieder Autogipfel im Kanzleramt. Die bislang bekannten Vorlagen offenbaren einen breiten Konsens darüber, die Kaufprämie für Elektroautos bis 2025 zu verlängern", so Puls.
Zudem lägen weitere Vorschläge auf dem Tisch, wie etwa ein Abwrackprogramm für ältere Lkw. "Weniger konkret bleiben allerdings die Pläne für den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Das ist ein Problem." Der Absatz von Elektroautos in Deutschland boome entgegen dem Markttrend, schreibt der IW-Ökonom.
"In den ersten zehn Monaten dieses Jahres hat sich dieses Marktsegment im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Rund 250.000 Elektroautos wurden zugelassen, etwa die Hälfte davon Plug-In-Hybride." Ein wesentlicher Grund dafür sei die deutlich erhöhte Kaufprämie, mit der die Anschaffungsmehrkosten von Elektroautos zum Großteil vom Steuerzahler übernommen werden. "Damit verringert sich der Betrag, ab dem sich ein Elektroauto für den Fahrer rechnet, und die Kunden, für die ein Elektroauto einen ausreichenden Nutzen verspricht, greifen zu. Doch alle verfügbaren Daten legen nahe, dass der Kundenkreis sich bislang weitgehend auf Besitzer von eigenen Lademöglichkeiten und auf Firmen beschränkt", so der Verkehrsexperte.
Solle das Elektroauto aus dieser Nische herauskommen, müsse es für die Kunden schlichtweg nützlicher werden. "Das gelingt nur, wenn das öffentliche Ladenetz ausgebaut wird in Deutschland, aber auch in der EU. Etwa 75 Prozent der deutschen Autos werden exportiert, der Großteil davon in europäische Länder", schreibt Puls. Wer die deutschen Produktionsstandorte erhalten wolle, müsse auch diesen Markt im Blick behalten.
"Doch der europäische Automarkt befindet sich in der Krise. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden nur sieben Millionen Pkw in der EU 27 verkauft, etwa 29 Prozent weniger als im Vorjahr", bemängelt der IW-Ökonom. Dieser Einbruch "stürzte die Produktion am Standort Deutschland endgültig in die Krise". Entgegen dem allgemeinen Markttrend boomte aber der Absatz von batterieelektrischen Autos und Plug-In-Hybriden.
"Befeuert durch Förderprogramme in Nord- und Westeuropa stieg der Absatz dieser Fahrzeuge um gut 120 Prozent auf rund 570.000 Einheiten in der EU 27." Der europäische Markt sei aber sehr unterschiedlich. "So wurden in den osteuropäischen Ländern lediglich 15.000 Elektroautos zugelassen", so der Ökonom. Auch bei der Ladeinfrastruktur gebe es keinen europäischen Trend.
"75 Prozent aller öffentlichen Ladestationen befinden sich allein in den Niederlanden, in Deutschland, Frankreich und Irland. Will man den Absatz der europäischen Autoindustrie sichern und zugleich die E-Mobilität fördern, wäre eine europäische Initiative zum Ausbau der Ladesäulen angebracht", fordert der IW-Vertreter.
Foto: Elektroauto an einer Strom-Tankstelle (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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