Berlin - Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) lehnt die Pläne von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ab, der das Boostern schon vier Wochen nach Ende der ersten Impfserie erlaubt. "Dass die Politik in einer so angespannten Lage so unvorsichtig kommuniziert, ist nicht nur bedauerlich, sondern macht den Praxen das Leben unnötig schwer", kritisierte KV-Chef Frank Bergmann in einer KV-Information an die Praxen, über die die "Rheinische Post" in ihrer Dienstagausgabe berichtet.

Erneut müssten die Praxis-Teams die Suppe auslöffeln, die ihnen die Politik eingebrockt habe. "Die neueste Kommunikation des Gesundheitsministeriums (MAGS) hat für große Unsicherheiten gesorgt - bei denjenigen, die mit großem Kraftaufwand die Impfkampagne am Laufen halten, und bei den Impfwilligen, die auch bald nicht mehr wissen, wann sie sich denn nun boostern lassen sollen." Die KV rät den Ärzten, sich weiter an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission zu halten. "Praxen sollten sich weiterhin an die Empfehlungen der Stiko halten. Danach sollte eine Auffrischung des Impfschutzes ab 18 Jahren in der Regel sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung erfolgen."

Im Einzelfall könne eine Verkürzung des Impfabstands auf fünf Monate unter Beachtung der individuellen medizinischen Gründe erwogen werden. In seinem Erlass hatte das Gesundheitsministerium die Kommunen angewiesen, das Boostern von Impfwilligen auch dann zu ermöglichen, wenn die Zweitimpfung weniger als fünf Monate zurückliegt. Diese Personen dürften künftig nicht mehr an Impfstellen der Kommunen und Kreise abgewiesen werden und seien zu impfen - sofern ein Mindestabstand von vier Wochen erreicht ist.

Kritik gabs auch vom Chef des Hausärzteverbands Nordrhein, Oliver Funken. "Das politisch gesetzte Ziel von 30 Millionen soll ja mit allen Mitteln noch erreicht werden, zugleich ist aber klar, dass in der Weihnachtszeit das Impfgeschehen deutlich an Dynamik verliert", sagte er der "Rheinischen Post" (Mittwoch). Die Hausärzte, die für 80 Prozent der Impfungen stünden, impften jetzt seit einem Jahr durch. "Sie haben auch eine Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber. Und um es ganz klar zu sagen: Die sind einfach ausgebrannt und brauchen die Pause. Im Januar werden wir dann mit voller Kraft weitermachen."

Das Gros der Boosterimpfungen würde Funken zufolge nach der alten Regelung eigentlich im Februar und März auf die Ärzte zukommen. "Dann würde es sich massiv knubbeln. Zumal dann gleichzeitig auch noch die Grippewelle in ihrer Hochphase ist. Insofern macht es strategisch durchaus Sinn, die Frist zu verkürzen."

Allerdings, so der Hausärztechef, allenfalls auf vier bis fünf Monate. "Die vier Wochen sind schon aus medizinischer Sicht bedenklich, wenn es keinen konkreten Anlass dafür gibt."

Die Hausärzte erwarten nun einen massiven Ansturm auf die Praxen. "Wir müssen das jetzt einfach brutal aushalten", sagt Funken. Es sei allerdings auch so, dass zehn Prozent der derzeit vereinbarten Termine gar nicht wahrgenommen würden, weil die Patienten mehrgleisig gefahren sind und dann nicht absagen. "Wir sind deshalb schon dazu übergegangen, Termine überbuchen. So schaffen wir einen Puffer, um einen Teil der neuen Berechtigten abzuarbeiten."

Foto: Impfzentrum (über dts Nachrichtenagentur)

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