Berlin - Der Chef des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Versorgung (ZI), Dominik Stillfried, hält das Ziel einer Herdenimmunität wegen der Delta-Variante für kaum erreichbar. "Die Herdenimmunität ist ein kaum erreichbares und daher gemeinhin irreführendes Ziel", sagte er dem "Handelsblatt".

Stillfried rechnete vor, dass unter Berücksichtigung der eingeschränkten Stiko-Empfehlung für Jugendliche rund 69 Millionen potenzielle Impflinge übrig blieben. "Um einen Impfschutz von 85 Prozent der Bevölkerung zu erreichen, wären zirka 71 Millionen vollständig Geimpfte nötig", sagte er. "Bei einer Impfbereitschaft von 75 bis 80 Prozent ist das illusorisch, aber für eine Eindämmung des Virus und für die Vermeidung der Überlastung des Gesundheitswesens auch nicht notwendig." Die fünf norddeutschen Bundesländer hatten angekündigt, auf erneute Schließungen verzichten und stattdessen Herdenimmunität erreichen zu wollen.

Auch der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz hält dieses Ziel für unrealistisch. "Für die Delta-Variante rechnen wir mit einer Herdenimmunität, wenn rund 90 Prozent der Bevölkerung immunisiert ist", sagte Scholz dem "Handelsblatt". Dies sei ohne Impfungen von Kindern und Jugendlichen nicht erreichbar. "Aber auch dann ist eine solche Quote unrealistisch. Ich gehe deshalb davon aus, dass wir durch die Impfungen keine Herdenimmunität erreichen werden."

Eine klare Definition, wann Herdenimmunität erreicht ist, gibt es nicht. Manche Experten erwarten sie schon ab einer Immunnisierung von 60 Prozent. Neben den Geimpften könnten auch Genesene dazu zählen.

Wie hoch deren Anteil ist, ist nicht sicher bekannt.

Foto: Werbung für Impfkampagne (über dts Nachrichtenagentur)

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