Berlin - Nachdem das Verteidigungsministerium einer ukrainischen Anfrage auf Lieferung von 100 Marder-Schützenpanzern nicht entsprochen hatte, hat Kiew die entsprechende Bitte Ende vergangener Woche direkt im Kanzleramt vorgebracht. Bisher habe es von dort jedoch kein positives Signal gegeben, berichtet die "Welt" unter Berufung auf ukrainische Regierungskreise.
Eine Delegation unter Leitung von Ex-Boxweltmeister Wladimir Klitschko hatte die Forderung demnach in einem Gespräch mit einem außenpolitischen Berater von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vorgebracht. Die dreiköpfige Delegation war am vergangenen Donnerstag und Freitag in Berlin, um von Deutschland eine entschiedenere Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland zu erbitten. Am Freitag war sie im Kanzleramt zu Besuch, wo Klitschko auch Einzelgespräche mit Kanzler Scholz und Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt führte. Die ukrainische Seite habe dabei klargemacht, dass die Marder-Lieferung aktuell oberste ukrainische Priorität sei.
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow hatte bereits zwei Tage zuvor in einem Brief und einem anschließenden Telefonat mit seiner deutschen Kollegin Christine Lambrecht (SPD) um die Marder-Panzer gebeten. Lambrecht hatte ukrainischen Quellen zufolge jedoch abgelehnt und argumentiert, dass die Panzer in NATO-Aufgaben gebunden seien. Das Ministerium verwies laut der "Welt" jedoch auf das Kanzleramt: Die Scholz-Behörde koordiniere den Bundessicherheitsrat, in dem die Entscheidung letztlich falle. Scholz hat intern laut Zeitung die Linie ausgegeben, dass Waffenlieferungen nur im Gleichschritt mit den Verbündeten geleistet werden.
So haben die USA bisher keine Lieferung eigener Panzer zugesagt. Allerdings kündigten die Vereinigten Staaten am vergangenen Freitag an, der Ukraine ehemalige sowjetische Panzer im Besitz osteuropäischer Staaten zu vermitteln. Am selben Tag gab auch Deutschland grünes Licht für die Weitergabe von 56 BMP-1-Schützenpanzern, die aus Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR stammen und zuletzt in tschechischem Besitz waren. Die von der Ukraine erbetenen 100 Marder-Panzer hatte der Rüstungskonzern Rheinmetall bereits am 28. Februar der Bundesregierung angeboten.
Pro Fahrzeug veranschlagt der Konzern dabei 940.000 Euro, 100 Panzer kosteten also 94 Millionen Euro. Die Fahrzeuge stehen derzeit bei Rheinmetall, weil die Bundeswehr sie ausgemustert hatte. Die Panzer müssten für einen Einsatz in der Ukraine generalüberholt werden. Dies würde bis ins nächste Jahr dauern.
Die Idee ist deshalb, dass die Bundeswehr eigene Marder-Panzer an die Ukraine abgibt - und die entstehenden Lücken dann im kommenden Jahr mit den generalüberholten Mardern wieder auffüllt.
Foto: Bundeswehr-Panzer "Marder" (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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