Berlin - Kinderarztpräsident Thomas Fischbach hat die Verlängerung der Schul- und Kita-Schließungen kritisiert. Wo das Infektionsgeschehen besonders dramatisch sei, müssten "natürlich" Ausnahmen gemacht werden, dann müsse auch mal im Grundschulunterricht eine Maske getragen werden, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Aber eine flächendeckende Schließung bleibe aus Sicht der Pädiater "eindeutig der falsche Weg". Je jünger die Kinder seien, desto wichtiger sei der Präsenzunterricht. "Für Kinder bis zehn Jahre, die erwiesenermaßen bei der Pandemie keine entscheidende Rolle spielen, müssen Kitas und Schulen unter Wahrung angemessener Hygieneregeln zumindest dort so schnell wie möglich wieder aufmachen, wo die Inzidenzwerte nicht im tiefroten Bereich sind", forderte Fischbach. "Es gibt weiterhin keine belastbaren wissenschaftlichen Grundlagen, mit denen fortdauernde bundesweite Schul- und Kita-Schließungen begründet werden könnten."

Die Vorstellung, Eltern könnten im Homeoffice arbeiten und nebenher Ersatzlehrer spielen und den Unterricht für die Kinder ersetzen, "das ist absurdes Denken". Anders als bei Kita- und Grundschulkinder sei die Lage bei Jugendlichen, die fast so infektiös seien wie Erwachsene. "Da muss man vorsichtig sein, hier braucht es Hybridmodelle, Online-Unterricht und so weiter", sagte der BVKJ-Präsident. Der Politik warf er vor, die Schulen nicht ausreichend auf die zweite Corona-Welle vorbereitet zu haben.

"Die für Schulen verantwortlichen Politiker, Behörden und Ministerien haben den Sommer völlig verschlafen, um einen coronasicheren Unterricht im Winter für Schüler und Lehrer vorzubereiten", sagte er.

Foto: Abgeschlossenes Schultor (über dts Nachrichtenagentur)

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