Potsdam - Der Klimaökonom Ottmar Edenhofer warnt vor einer gefährdeten Akzeptanz der Klimapolitik durch langfristig hohe Energiepreise. "Es darf nicht passieren, dass sich der Gedanke festsetzt: steigende Energiepreise, das hält unsere Gesellschaft nicht aus", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstagsausgabe).

"Das wäre ein gefährliches Trauma, das uns über Jahre in der CO2-Bepreisung und damit in der Klimapolitik lähmen würde." Den von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) geäußerten Vorschlag eines Benzinzuschusses hält Edenhofer für "Gift". Denn: "Er heizt die Nachfrage an, er ist klimapolitisch kontraproduktiv, und er spült den Anbietern Geld in die Tasche", sagte Edenhofer, der das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung leitet. Er fordert von der Politik, soziale Kompensation für massiv steigende Gaspreise vorzubereiten, "statt das Geld durch Subventionen an der Zapfsäule zu verpulvern".

Bei einem Embargo könnten die Gaspreise um 275 Prozent steigen. "Auf einen durchschnittlichen Haushalt könnten dann Mehrkosten von 800 bis 2.500 Euro pro Jahr zukommen", so Edenhofer. Deshalb brauche es ein umfassendes Entlastungspaket. "So könnte ein nach Haushaltsgröße gestaffeltes, aber verbrauchsunabhängiges "Energiegeld" die Härtefälle sehr gut abmildern", sagte der Klimaökonom.

Edenhofer sprach sich außerdem gegen den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken aus, um die Gaslücke zu füllen. "Einerseits ist der Rückbau schon weit vorangeschritten und andererseits kommen auch die Brennstäbe, die wir bräuchten, aus Russland. Das spricht dagegen" sagte Edenhofer. Es handele sich um eine Scheindebatte, die von den eigentlichen Herausforderungen ablenke: Ausbau der Kapazitäten für Flüssiggas, Erneuerbare Energien, Wasserstoff.

Aufgrund steigender Gaspreise befürchtet Edenhofer einen wachsenden Zuspruch für Kohlekraft in Asien. Sollte sich der Trend fortsetzen, würde es sehr schwierig werden, die Klimaziele zu erreichen. Die Gefahr einer Renaissance der Kohle nennt er "sehr groß".

Foto: Autobahn-Tankstelle im März 2022 (über dts Nachrichtenagentur)

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