Essen - Wenn es um den Fortschritt der Digitalisierung hierzulande geht, stellt Professor Jochen A. Werner, ärztlicher Direktor der Universitätsmedizin Essen und Digitalisierungsexperte im medizinischen Bereich, der deutschen Politik kein gutes Zeugnis aus. "Ein fundiertes Programm zur Digitalisierung als nationale Aufgabe habe ich im bisherigen Wahlkampf bei keiner Partei erkannt", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".

Der Klinikchef zieht eine ernüchternde Bilanz: "Manche scheinen zu glauben, dass wir digital seien, weil wir irgendwie dann doch mal einen elektronischen Impfpass eingeführt haben. Wir sind aber tatsächlich meilenweit von einem ausreichenden Digitalniveau in Deutschland entfernt und dazu gehört eben auch das, man darf schon sagen, jahrzehntelange Glasfaserdebakel." Werner spricht von einem "Digitaldebakel", unter dem auch die Konkurrenzfähigkeit im medizinischen Sektor leiden werde, weil Digitalisierung eben auch für eine beste Diagnostik, für eine personalisierte Therapie erforderlich sei. Und nicht nur das: "Dieses die Gesellschaft betreffende Defizit betrifft natürlich auch die Aus-, Fort- und Weiterbildung des medizinischen Personals einschließlich der Pflegekräfte in all ihren Spezialisierungen", sagte Werner dem RND.

Foto: Universitätsklinikum Essen (über dts Nachrichtenagentur)

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