Berlin - Der künftige Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Guntram Wolff, fordert von der deutschen Politik weitreichende Konsequenzen wegen des Ukraine-Kriegs. Nötig seien vor allem hohe Zölle auf Gas- und Ölimporte aus Russland, sagte Wolf dem "Handelsblatt" (Mittwochsausgabe).

Damit "ließe sich ein großer Teil der Profite Putins abschöpfen". Im Notfall müsste Deutschland ein volles Zudrehen des Gashahns von russischer Seite in Kauf nehmen. "Die Lage jetzt jedenfalls ist unhaltbar", kritisierte Wolff. Die Politik müsse außerdem klarer kommunizieren, dass Haushalte Gas einsparen müssten.

Außerdem befürwortet Wolff auch die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Das sei in Deutschland allerdings ein Tabuthema, ein strategisches Denken fehle der Politik in diesem Bereich. Auch beim Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 hätte Deutschland schneller reagieren müssen. Dabei habe es allerdings eine große politische Naivität gegeben.

"Insofern glaube ich, dass es einer wirklichen harten Aufarbeitung der Fehler deutscher Außenpolitik bedarf", sagte Wolff. Wirtschaftlich befürchtet Wolff eine Belastung durch die steigenden Preise, die nicht durch eine erhöhte Produktivität ausgeglichen würden. Die Pandemie und der Krieg würden die Inflation als Sondereffekte nach oben treiben. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass uns diese Konstellation noch über Jahre belasten wird", fürchtet Wolff.

Foto: Gas-Verdichterstation Mallnow (über dts Nachrichtenagentur)

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