Berlin - Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hat nach dem Debakel der NATO in Afghanistan US-Präsident Joe Biden kritisiert und eine entschlossenere europäische Außenpolitik gefordert. Bidens Ankündigung am 14. April, den von Donald Trump angeordneten Afghanistan-Abzug eins zu eins umzusetzen, ohne die Verbündeten umfassend an dieser Entscheidung zu beteiligen, habe ihn enttäuscht, sagte der CDU-Chef der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Für Deutschland und Europa folge daraus, dass es zwar immer am besten sei, sich mit Amerika abzustimmen, notfalls müsse die EU aber in der Lage sein, "ohne die US-Partner zu handeln". Man müsse einen Flughafen wie den in Kabul auch alleine sichern können. "Wir brauchen mehr Europa in der Außenpolitik." Auf dem Weg dorthin könnten Frankreich und Deutschland zusammen mit einer "Avantgarde" von EU-Ländern vorausgehen.

Für den Umgang mit der Krise in Afghanistan empfahl Laschet eine internationale Initiative nach dem Vorbild der Bonner Petersberg-Konferenzen, in denen vor zwanzig Jahren versucht wurde, das Land neu zu ordnen. Dabei müsse man versuchen "auf die Taliban Einfluss zu nehmen, damit das Land nicht wieder zum Hort des internationalen Terrorismus wird". Die Aussicht auf finanzielle Unterstützung könne dabei als Hebel dienen. "Afghanistan wird noch lange Zeit internationale Hilfe brauchen", so Laschet.

"Wir können Entwicklungszusammenarbeit von Schulbildung für Mädchen und anderen Minimalstandards abhängig machen - wir dürfen jedenfalls nichts unversucht lassen."

Foto: EU-Gebäude in Brüssel (über dts Nachrichtenagentur)

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