Berlin - Dass die Ständige Impfkommission (Stiko) entschieden hat, Lehrer beim Impfen nicht vorzuziehen, stößt beim Deutschen Lehrerverband (DL) auf Unverständnis. "Die Frage der Impfpriorität von Lehrkräften ist eine gesellschaftliche Güterabwägung", sagte der Präsident des DL, Heinz-Peter Meidinger, dem Nachrichtenportal Watson.

"Wenn es unserer Gesellschaft wichtig ist, Schulen zu sichereren Orten zu machen und möglichst bald verantwortbar für Präsenzunterricht zu öffnen, dann müssten Lehrkräfte möglichst bald geimpft werden." Die Lehrer seien besorgt und das nicht unbegründet. "An einem Tag Präsenzunterricht trifft eine Lehrkraft locker auf 100 bis 150 Schüler im Nahbereich", so Meidinger. Eine aktuelle Simulationsstudie der TU Berlin habe ergeben, dass das Ansteckungsrisiko und der R-Wert in vollen Klassenzimmern ein Mehrfaches dessen betragen, was für Supermärkte, Großraumbüros, Geschäfte, Museen und Kulturveranstaltungen anzusetzen ist.

"Nach der derzeitigen Impfpriorität wären Lehrkräfte erst im Sommer dran, das heißt: Für eine Öffnung von Schulen mit Präsenzunterricht kämen Impfungen viel zu spät", so der Lehrervertreter. Es gehe auch nicht um die Impfung aller 800.000 Lehrkräfte, sondern nur diejenigen, "die jetzt oder demnächst bei noch Inzidenzwerten volle Gruppen in Präsenz unterrichten oder betreuen müssen". Corona-Schnelltests wären eine Möglichkeit, um für mehr Sicherheit an Schulen zu sorgen. Um die Schulen wieder zu öffnen, brauche es allerdings "tägliche oder mindestens zweimal wöchentliche Schnell-Selbsttestungen für Kinder und Lehrkräfte nach dem Vorbild Österreichs".

Die seien allerdings bis dato in Deutschland noch nicht einmal zugelassen, geschweige denn in ausreichender Zahl vorhanden. Außerdem fordert der Lehrerverband einen an das regionale Infektionsgeschehen gekoppelten Hygienestufenplan, der klar regelt, bei welchen Inzidenzen welcher Unterrichtsbetrieb möglich ist, eine qualifizierte Maskenpflicht auch in Unterrichtsräumen für alle Altersstufen und eben die schnellstmögliche Impfung der Lehrkräfte, "damit ein sicherer Schulbetrieb möglich ist".

Foto: Spritze (über dts Nachrichtenagentur)

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