Berlin - Der Distanzunterricht in den Schulen bis mindestens Ende Januar kann nach Ansicht des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, nicht richtig funktionieren. Denn erstens hätten "schätzungsweise noch immer gut die Hälfte der 40.000 Schulen kein schnelles Internet" und zudem gebe es derzeit bundesweit "keine Plattform, die ruckelfrei läuft – auch die vom Bund geförderte Schulcloud des Hasso-Plattner-Instituts nicht", sagte Meidinger dem "Handelsblatt" (Montagausgabe).

Je größer die Länder, desto größer seien die Probleme. Das sei auch nicht verwunderlich, denn "keine der verfügbaren Plattformen war jemals dafür konzipiert, dass gleichzeitig alle Schüler zugreifen". So sei etwa Bayerns System Mebis zwar seit März von vier auf 36 Server aufgerüstet worden, sei aber vor Weihnachten zu Beginn des neuen Lockdowns wieder stundenlang nicht erreichbar gewesen. Außerdem hätten alle staatlichen Schulplattformen "entweder gar kein oder kein vernünftiges Videotool".

Viele Schulen, "vielleicht sogar die Mehrheit", seien daher inzwischen auf private Anbieter oder lokale Lösungen umgestiegen – "allein auf das Programm MS Teams nach unseren Schätzungen mehr als 6.000". Das funktioniere, mache jedoch Probleme mit dem Datenschutz - wenn auch nicht so viele wie Zoom. Manche Datenschützer drohen Schulen daher mit Klagen gegen die Nutzung. Der Lehrerverband forderte die Bundesländer auf, gemeinsam doch "noch einmal zusammen mit dem Bund einen Anlauf zu unternehmen für eine deutschlandweite Bildungscloud mit einer funktionierenden bundesweiten Lernplattform".

Das würde die einzelnen Länder nicht daran hindern, diese landes- und schulartspezifisch sinnvoll zu ergänzen. "Außerdem müssen Länder und Kommunen den Turbo anwerfen bei der Versorgung der Schulen mit schnellem Internet", fordert Meidinger. "Das muss jetzt absolute Priorität haben.".

Foto: Tastatur (über dts Nachrichtenagentur)

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