Berlin - Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger befürchtet eine niedrigere Impfbereitschaft. "Ich befürchte einen großen Vertrauensverlust bei Lehrern und Schülern, weil Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jetzt vorgeprescht ist mit dem Impfversprechen bis Ende August", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe).

Die Ständige Impfkommission (Stiko) bremse aber "deutlich". Sein Lehrerverband würde sich "natürlich wünschen, dass möglichst schnell alle Kinder und Jugendlichen an Schulen ein Impfangebot bekommen und sich dann auch impfen lassen". Aber wenn die Stiko sage, dass die Risiken noch zu wenig untersucht wurden, könne und wolle man das als Lehrerverband nicht anzweifeln. "Die unterschiedlichen Signale von Politik und Wissenschaft sind jetzt ein Problem", sagte Meidinger. Er erwarte, "dass die Politik, bevor sie zeitliche Impffahrpläne für Kinder aufstellt, sich mit den zuständigen Expertengremien abgestimmt hat". Er habe für das jetzige Vorgehen von Jens Spahn kein Verständnis und befürchte eine große Verunsicherung der Eltern und Kinder, was sich auch langfristig auf die Impfbereitschaft auswirken könne. "Auch wir als Lehrerverband können doch unter diesen Umständen nicht den Schülern vorbehaltlos die Impfung empfehlen", so Meidinger. Der Deutsche Landkreistag dringt hingegen auf schnelle Schüler-Impfungen, um einen reibungslosen Präsenzunterricht im neuen Schuljahr zu gewährleisten. Es sei richtig, den Schülern ab dem 12. Lebensjahr ein Impfangebot zu unterbreiten, sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben). "Voraussetzung dafür ist, dass genügend Impfstoff vorhanden ist. Bislang reichen die Mengen der Lieferungen hierfür nicht überall aus." Je nach Bundesland könnten die Schüler-Impfungen in Schulen, Sporthallen oder in den Impfzentren angeboten werden, schlug der Landrat des Landkreises Ostholstein vor. "Mit einer weitreichenden Impfquote dort ginge auch der reibungslose Unterricht in Präsenz für das neue Schuljahr einher." Auch SPD-Chefin Saskia Esken dringt auf ein schnelles Impfangebot für Minderjährige. "Kinder und Jugendliche haben jetzt weit über ein Jahr auf vieles verzichten müssen und leiden besonders unter den Einschränkungen in der Pandemie", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wenn sichergestellt ist, dass die Impfstoffe ausreichende Wirksamkeit haben und keine schweren Nebenwirkungen auftreten, plädiere ich deshalb dafür, Kindern über 12 Jahren und allen Eltern zügig ein Impfangebot zu machen."

Zugleich nahm Esken Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in die Verantwortung, für mehr Impfstoff zu sorgen. "Es kann doch nicht sein, dass wir fünf Monate nach dem Impfstart noch immer keine ausreichende Impfstoffbeschaffung haben", kritisierte sie. "Der Gesundheitsminister muss jetzt handeln und sicherstellen, dass sehr bald alle geimpft werden können, die das wünschen."

Foto: Impfzentrum (über dts Nachrichtenagentur)

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