Berlin - FDP-Chef Christian Lindner hat sich zurückhaltend über die Chancen einer Ampelkoalition nach der Bundestagswahl gezeigt. "Die Debatte über eine Ampel ist sehr spekulativ, da Grüne und SPD sich inhaltlich deutlich links der Mitte positionieren", sagte er dem "Spiegel".

Es solle "vermutlich nur von der Nähe zur Linkspartei abgelenkt werden". FDP-Generalsekretär Volker Wissing erneuerte das Ziel seiner Partei, im Herbst regieren zu wollen. "Wir sind bereit zur Regierungsverantwortung, wenn die Inhalte stimmen und sich die FDP in einer Koalition wiederfinden kann." Wissing, der die vergangenen fünf Jahre in Rheinland-Pfalz als Wirtschaftsminister an einer Ampel beteiligt war, vergleicht Deutschland mit einem großen, oft schwerfälligen Tanker.

"Aber auch ein so großes Schiff muss gut manövriert werden - und daran wollen wir uns beteiligen", sagte er. Der baden-württembergische FDP-Landesvorsitzende Michael Theurer geht unterdessen davon aus, dass in Deutschland Mehrparteienkoalitionen immer wahrscheinlicher werden. "Eine Ampel oder andere Dreierbündnisse werden zukünftig eher die Regel als die Ausnahme werden, um das Regieren in den Ländern und im Bund überhaupt noch zu ermöglichen", sagte er dem "Spiegel". Zuletzt hat Theurer eine Ampel in Baden-Württemberg mit Grünen und SPD sondiert.

Der Grünen-Landesvorstand hat sich am Donnerstag nach internem Streit am Ende für erneute Koalitionsgespräche mit der CDU ausgesprochen. FDP-Landeschef Theurer ruft seine Partei dazu auf, Koalitionsoptionen rechtzeitig zu kommunizieren. "Man muss den Menschen und auch der eigenen Partei frühzeitig reinen Wein einschenken", sagte er. Das habe die FDP in Baden-Württemberg getan.

"Vor gut zwei Jahren bereits haben wir eine Zusammenarbeit mit den Grünen für möglich erklärt und so enttabuisiert", so Theurer.

Foto: Christian Lindner (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: