Berlin - Trotz der schlechten Umfragewerte für die Union glaubt FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner weiterhin an eine Koalition unter Führung des Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU). Der CDU-Chef werde "mit hoher Wahrscheinlichkeit" der nächste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland sein, sagte er dem "Spiegel".
Laschet habe einen "langen Atem". Aus seiner Sicht haben die vergangenen Wochen inhaltlich und koalitionspolitisch die Verantwortung der FDP erhöht. "Auf uns könnte die Aufgabe zukommen, eine Politik der Mitte in unserem Land zu garantieren und eine weitere Verschiebung der politischen Koordinaten nach links zu verhindern." Seine Partei wolle daher zweistellig werden "und so weit wie möglich zu den Grünen aufschließen", so Lindner. "Je näher wir an die Grünen herankommen, desto stärker können wir Einfluss nehmen auf die Koalitionsfrage und auf die Inhalte, die nach der Wahl besprochen werden", so der FDP-Vorsitzende. Als einen Grund für die aktuelle Schwäche von CDU/CSU nannte er deren Vorstellungen in der Finanzpolitik. "Die Union ist in ihrem Kurs unklar. In der Steuerpolitik fährt sie eine Schlangenlinie. Im Programm verkündet sie etwa Steuerentlastungen, Armin Laschet nimmt sie in einem Interview zurück, dann diskutiert die Union sogar über Steuererhöhungen", so Lindner.
Was mögliche Regierungsbeteiligungen nach dem 26. September angeht, wiederholte Lindner seine Präferenz für eine Beteiligung seiner Partei an einer Jamaikakoalition mit Union und Grünen und äußert sich zugleich skeptisch gegenüber einem Ampel-Regierungsbündnis aus SPD, FDP und Grünen. "SPD und Grüne stehen der Linkspartei näher als der FDP. Ihr Kandidat Olaf Scholz hat es in den vergangenen Wochen zwar in beeindruckender Weise vermocht, Saskia Esken und Kevin Kühnert vor der Öffentlichkeit zu verbergen", sagte der FDP-Chef.
Aber das könne nicht kaschieren, dass im Programm der SPD "eben nicht Helmut Schmidt steckt, sondern Kevin Kühnert". Zugleich will Lindner aber auch einer Ampel-Option keine Absage erteilen. Auf die Frage nach Sondierungen seiner Partei mit Grünen und SPD sagte er: "Stand jetzt wäre ein attraktives Angebot von Herrn Scholz eine Überraschung. Denn jedes Entgegenkommen gegenüber der FDP muss er ja seiner Parteibasis erklären und außerdem noch die Grünen dafür gewinnen."
Foto: Christian Lindner (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: