Berlin - Die in der Coronakrise von Insolvenz bedrohte Fluggesellschaft Lufthansa will die staatlichen Stabilisierungshilfen "so rasch wie möglich" zurückzahlen. Der Konzern wolle sich lieber wieder am Kapitalmarkt finanzieren, sagte Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben).

"Das ist viel günstiger." Von der insgesamt neun Milliarden Euro umfassenden deutschen Staatshilfe hat der Konzern bislang 2,3 Milliarden abgerufen und eine Milliarde Euro bereits wieder zurückgezahlt. "Auch haben wir keine Staatshilfe im Sinne von Geschenken bekommen, sondern zum Beispiel hoch verzinste Kredite", sagte Hohmeister. Im Sommer vergangenen Jahres musste der Staat den Airline-Konzern vor der Insolvenz retten. "Das Stabilisierungspaket des Bundes sicherte die Zahlungsfähigkeit und erhält uns eine starke Zukunftsperspektive", sagte Hohmeister rückblickend. "Dafür sind wir dankbar." Inzwischen stehe der Konzern wieder stabiler da: "Insgesamt zeigt sich in der Aktienkurs-Entwicklung das Vertrauen, das der Kapitalmarkt in Lufthansa hat", so Hohmeister, der im Konzernvorstand für alle Passagierairlines - Lufthansa, Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings - verantwortlich ist. Der Bund hatte auch 20 Prozent der Aktien der Fluggesellschaft für rund 300 Millionen Euro erworben - inzwischen ist die Beteiligung mit dem deutlich gestiegenen Aktienkurs weit mehr als 1,2 Milliarden Euro wert. Für die Steuerzahler neben den hoch verzinsten Krediten für die Airline offenbar ein guter Deal: "Dem Buchwert nach hat der deutsche Steuerzahler aktuell Gewinn gemacht", stellte Hohmeister fest. Einen Zeitrahmen für Rückzahlung der restlichen Staatshilfen nannte er jedoch nicht: "Wann und wie wir wieder ganz auf eigenen Beinen stehen können, hängt auch davon ab, wie sich die Pandemie und damit die Nachfrage entwickelt." Zuletzt erlebte Europas größte Fluggesellschaft einen Buchungsboom. Die Nachfrage hatte sich mit den sinkenden Corona-Infektionszahlen im Mai mehr als verzehnfacht. Zudem äußerte sich Hohmeister zu Ryanair-Chef Michael O’Leary, der gegen die Staatshilfen für europäische National-Airlines klagt und damit erste Erfolge hatte. Hohmeister sagte: "Wer im Glashaus sitzt… Er hat ja selbst öffentliches Geld bekommen, übrigens nicht nur Staatshilfen in der Krise." Man müsse sich nur das aktuelle Urteil zum Verbot der Beihilfen für den Flughafen Hahn anschauen. "Was da an öffentlichen Geldern geflossen ist, spricht für sich."

Foto: Lufthansa-Maschine wird am Flughafen beladen (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: