Kopenhagen - Der Chef der Containerreederei Möller-Maersk, Sören Skou, plädiert für ehrgeizigere Klimaschutzmaßnahmen. Langfristig wolle er ein Verbot von Verbrennungsmotoren in der Containerschifffahrt, sagte er dem "Spiegel".
Grüner Treibstoff werde noch eine Zeit lang teurer sein als fossiler. Deshalb solle Schiffsdiesel zunächst mit einer globalen CO2-Steuer von bis zu 150 Dollar pro Tonne belegt werden. Perspektivisch müsse man aber "neue Schiffe mit fossilen Antrieben komplett verbieten", so Skou, "sobald CO2-neutrale Schifffahrt genauso teuer ist wie die mit herkömmlichen Treibstoffen, also etwa ab 2035". Angesichts spürbarer Engpässe im internationalen Güterverkehr stellt Skou zudem die "Just-In-Time"-Doktrin in Frage.
Das Konzept, bei dem Vorprodukte erst kurz vor ihrem Einsatz in der Herstellung angeliefert werden, stamme aus den Achtzigerjahren, als die Zinsen noch hoch waren und große Lagerbestände viel Geld kosteten, sagte Skou dem "Spiegel" dazu: "Heute ist das anders, da kann man sich das Lagern wieder leisten. Man muss es sogar, um vorbereitet zu sein." Die vergangenen Monate seien "verrückt" gewesen: Erst sei die Nachfrage eingebrochen, jetzt erlebe man das Wachstum von zwei Jahren in einem halben Jahr - mit zweistelligen Zuwachsraten. "All das hat der Welt die Schwachstellen der Lieferketten aufgezeigt. Das System kollabierte, die Preise stiegen."
Als dann noch das Containerschiff Ever Given im März im Suezkanal havarierte und die Meerenge tagelang blockierte, blieben auch in Deutschland Regale leer, Lieferketten rissen. Um derartige Unglücke zu verhindern, fordert Skou tiefgreifende Reformen. "Die Zusammenarbeit zwischen den lokalen Behörden und den Schiffsbetreibern muss besser werden", sagte der Däne.
"Und es muss strikte Regeln geben, wie man sich bei starkem Wind oder anderen extremen Wetterbedingungen in so einer Enge verhalten muss."
Foto: Maersk (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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