Berlin - In Deutschland sind womöglich mehr Covid-Patienten intensivmedizinisch und damit teurer behandelt worden als notwendig. Dieser Verdacht ergibt sich aus Zahlen der Krankenkasse DAK, über welche die "Welt am Sonntag" berichtet.

Mediziner kritisieren demnach die hohe Anzahl von auf Intensivstationen beatmeten Menschen. Der Anästhesist Matthias Thöns hat die Daten ausgewertet: So wurden von Februar bis Mitte Juni 5.157 DAK-Versicherte wegen Covid-19 auf Intensivstationen behandelt. Von diesen Patienten wurden 81 Prozent beatmet. "Der sehr hohe Anteil an Beatmung lässt sich nicht allein mit medizinischer Notwendigkeit erklären", sagte Thöns der "Welt am Sonntag".

Er weist auf eine Zahl besonders hin: "Es wurden 86 Patienten über 90 Jahre beatmet. Das sind mehr als in der Altersgruppe unter 35. Aber keiner der hochaltrigen Intensivpatienten erhielt eine erkennbare Palliativversorgung." Die hohe Zahl der Beatmeten sei "erschreckend", sagte auch Dieter Köhler, Lungenarzt und ehemaliger Chef des Verbandes der pneumologischen Kliniken, der Sonntagszeitung. Franz Knieps, Vorstand des BKK-Dachverbandes, sagte unterdessen: "In der Frühphase der Pandemie wurden ausgesprochen viele Corona-Patienten intubiert, selbst sehr alte Menschen. Da muss man sich schon fragen, ob das nicht sogar kontraproduktiv war."

Mitte Juni hatte der Bundesrechnungshof in seinem ersten Bericht über die Corona-Politik der Bundesregierung den Vorwurf erhoben, dass die "Krankenhäuser zum Teil weniger intensivmedizinische Behandlungsplätze meldeten, als tatsächlich vorhanden waren".

Foto: Sitzbänke mit Corona-Abstandshinweis im Krankenhaus (über dts Nachrichtenagentur)

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