Berlin - In ersten Bundesländern zeichnet sich vor den nächsten Bund-Länder-Runden zur Pandemie ab, dass es ab Herbst deutliche Nachteile für Ungeimpfte im Alltag geben könnte. Das berichtet die "Welt" (Montagsausgabe) unter Berufung auf Angaben aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

"Es gibt wenig Gründe, sich nicht impfen zu lassen", hieß es aus dem Gesundheitsministerium in Stuttgart. Bis Mitte September sollen alle Einwohner ein Impfangebot bekommen. "Deshalb ist es absehbar, dass es für nicht-geimpfte Erwachsene ab Herbst Einschränkungen geben wird. Für Nicht-Geimpfte wird etwa der Zugang zu Restaurants, zu Kulturprogrammen oder zum Sport dann nur mit einem negativen Testergebnis möglich sein", sagte die Ministeriumssprecherin.

Die Tests sollen dann selbst finanziert werden, weil es nach Ansicht der Landesregierung nicht sein kann, dass Geimpfte das mitfinanzieren müssten. Für diejenigen, die sich nicht impfen lassen können, beispielsweise jüngere Kinder, soll es Ausnahmen geben. "Unser Ziel sollte sein, ab September alle Beschränkungen für Geimpfte fallen zu lassen", sagte die Sprecherin. Das grün-schwarz regierte Bundesland will zudem bei der nächsten Corona-Verordnung einen "Paradigmenwechsel" vornehmen.

"Die Inzidenz sollte von einem Grenzwert abgelöst werden, der sich an der Belegung der Intensivstationen orientieren und die Krankenhäuser vor Überlastung schützen soll. Übersteigt dieser Wert eine gewisse Schwelle, sind Beschränkungen wieder möglich - allerdings nur für Ungeimpfte", sagte die Ministeriumssprecherin. Baden-Württemberg will für diesen Weg bundespolitisch werben, um zu einer einheitlichen Lösung zu kommen. Für Rheinland-Pfalz dürften sich unterschiedliche Maßnahmen für Geimpfte und Ungeimpfte voraussichtlich "auch aus der unterschiedlichen Gefährdungslage" ergeben.

"Ungeimpfte Erwachsene droht ein schwerer Verlauf bei einer möglichen Erkrankung als Geimpften", hieß es aus dem Gesundheitsministerium in Mainz. "Daher wird es voraussichtlich im Herbst einen deutlichen Unterschied machen, ob man eine Impfung erhalten hat oder nicht." Durch die steigende Impfquote verringert sich auch die Nachfrage bei den Testzentren, weshalb es sich für Anbieter nicht mehr lohnt. "Sollte sich dieser Trend verfestigen, könnte sich eine Zugangsberechtigung für Ungeimpfte in der Praxis künftig als deutlich aufwendiger erweisen", so ein Sprecher.

Das von einer Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP regierte Bundesland verstärkt ebenfalls seine Impfanstrengungen und plädiert für einen "neuen Warnwert" bei der Einschätzung der Pandemie. Der Wert der Sieben-Tage-Inzidenz bleibe wichtig, sage aber "heute viel weniger über die Gefahr einer Erkrankung und die mögliche Belastung des Gesundheitssystems aus, da mittlerweile viel mehr Menschen geimpft sind und somit einen guten Schutz vor einer schweren Erkrankung haben. Deswegen müssen die Bundesländer mit der Bundesregierung zu einem neuen Warnwert kommen", sagte der Ministeriumssprecher. Als Grundlage wird ein "Ampelsystem unter Einbeziehung einer Hospitalisierungsinzidenz" favorisiert, wie es Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich etabliert habe.

Das setze die Zahl der Infektionen in Relation zur Anzahl der Erkrankten in den Krankenhäusern und gebe somit eine sehr gute Orientierung.

Foto: Corona-Hinweis (über dts Nachrichtenagentur)

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