Hannover - Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) hält den Zeitplan für die Suche nach einem atomaren Endlager in Deutschland für "sehr ambitioniert". Er wolle den Plan aber noch nicht verwerfen, bis 2031 einen Standort gefunden und die nukleare Deponie tief unter der Erde bis 2050 fertiggestellt zu haben, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagausgabe).

"Es wäre zu früh, jetzt schon zu behaupten, dass wir das nicht schaffen und mehr Zeit benötigen." Man habe schließlich auch eine Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen und den Standorten der Kernkraftwerke. "In den Zwischenlagern steht hoch radioaktiver Abfall, für den wir dringend ein sicheres Endlager benötigen", sagte Lies der NOZ am Rande einer Informationsreise in die Schweiz. Lies informiert sich zurzeit mit einer Delegation aus Niedersachsen in dem Nachbarland zum Thema Endlagersuche. Die Schweizer sind schon deutlich weiter, haben drei mögliche Standorte in der engeren Auswahl und setzen auf Ton als Wirtsgestein - eine Gesteinsart, die auch in Niedersachsen in großen Teilen vorkommt. Lies hält es daher nicht für unmöglich, dass es am Ende bei der Standortauswahl auf Niedersachsen hinauslaufen könnte. "Auszuschließen ist es jedenfalls nicht. Wenn es um die Wirtsgesteine Ton, Salz und Granit geht, kommt bei uns in Niedersachsen alles vor. Es wäre aber völlig verfrüht zu sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, Endlager-Standort zu werden, in dem einen Bundesland größer ist als in dem anderen", sagte der Ressortchef der NOZ und fügte hinzu: "Mindestens die Salz-, aber eben auch die großen Tonvorkommen in Niedersachsen machen deutlich, dass es bei uns Potenziale gibt." Am Ende sei aber auch gar nicht die Bundesland-Frage maßgeblich, sondern sei vielmehr entscheidend, "dass der Standort wirklich sicher ist". In diesem Zusammenhang äußerte der niedersächsische Minister heftige Kritik an den Bundesländern Bayern und Sachsen, die ein Endlager bei sich ablehnen. Ein solches Verhalten halte er für "absolut falsch", so der SPD-Politiker. "Wir suchen ein Endlager mit einer Sicherheit für eine Million Jahre, und da kann und wird die Suche nicht an Bundesland-Grenzen haltmachen. Den Bürgern so etwas zu suggerieren, halte ich für unseriös. Wenn der sicherste Standort gefunden ist, wird ein Bundesland sich kaum dagegen wehren können, dass das Endlager dort dann auch errichtet wird", betonte Lies und forderte eine ergebnisoffene Suche sowie ein Ende von "Ablehnungsdebatten": "Gerade Bayern sollte damit aufhören, solche Botschaften zu verbreiten."

Foto: Atomkraftwerk (über dts Nachrichtenagentur)

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