Dass er gut Tennis spielen kann, weiß jeder. Dass der nun nicht mehr in Australien festsitzende Novak Djokovic daneben auch ein „antiwissenschaftlicher Spinner“ ist, wissen dagegen nur wenige. Hier zwei Auszüge aus jüngsten Zeitungsberichten darüber.

  1. Die Britische Tageszeitung THE TELEGRAPH*

Hier versteckt sich ein antiwissenschaftlicher Spinner ... [In seinem Buch erklärt Djokovic], wie er unter wiederkehrenden körperlichen Beschwerden litt - Allergien, Atembeschwerden, verstopfte Nebenhöhlen - bis er auf Gluten verzichtete.

Soweit nichts Besonders - bis er erklärt, wie seine Glutenunverträglichkeit diagnostiziert wurde. Ein serbischer Ernährungsfachmann namens Dr. Igor Cetojevic bat Djokovic, seinen rechten Arm im rechten Winkel zu halten und dem Druck zu widerstehen, den er auf ihn ausübte. Dann wurde die Übung wiederholt, nur dass Djokovic diesmal eine Scheibe Brot gegen seinen Bauch hielt. "Ich war merklich schwächer", schreibt Djokovic, der hinzufügt, dass "der kinesiologische Armtest [schon] seit langem von Naturheilkundlern als Diagnoseinstrument verwendet wird". Ja, und Medien behaupten seit langem, sie könnten mit den Toten sprechen ...

Hier ist ein Mann, der seine Besuche in Wimbledon mit Ausflügen zum nahe gelegenen Buddhapadipa-Tempel verband, um an einem See zu meditieren. Ein Mann, der vor zwei Jahren verriet, dass er einen "Freund" im Botanischen Garten von Melbourne hat - "einen brasilianischen Feigenbaum, auf den ich gerne klettere". Ja, Djokovics Jetset-Spiritualismus mag an sich charmant klingen. Aber sein Nebeneffekt ist Leichtgläubigkeit.

In „Serve To Win“ [NDs Buch] wird beschrieben, wie ein so genannter "Forscher" zwei Gläser Wasser hernimmt und dem einen liebevolle Energie zuführt, während er das andere wütend beschimpft. "Nach ein paar Tagen ... war [das wütende Glas] leicht grün gefärbt ... das andere Glas war immer noch hell und kristallklar"...

... Djokovic äußerte 2018 in einem Interview mit der Zeitschrift Shortlist. "Ich glaube, dass es unsere Mission ist, durch Selbstfürsorge eine höhere Frequenz zu erreichen, indem wir unseren eigenen Avatar, unseren Körper, erforschen und respektieren und dadurch die Schwingung des Planeten erhöhen." ...

Wäre Djokovic ein gewöhnlicher Spieler, wären seine pseudowissenschaftlichen Überzeugungen nicht mehr als eine bizarre Fußnote. So aber ist er ein Vorbild, vor allem auf dem Balkan. Tausende von Menschen haben seine Haltung zu Impfstoffen nachgeahmt. Einige werden wahrscheinlich Konsequenzen daraus ziehen...

  1. Die Britische Tageszeitung THE GUARDIAN*

Sein Glaube an die Alternativmedizin wird durch sein Engagement für die alternative Geschichte ergänzt. Er zieht sich häufig nach Visoko in den Bergen von Bosnien und Herzegowina zurück, wo er sich mit dem Geschäftsmann Semir Osmanagic trifft - dessen Behauptung, dass es dort uralte, von Menschenhand geschaffene Strukturen mit magischen Heilkräften gibt, die von Wissenschaftlern widerlegt wurde, haben die Berge zu einem lukrativen Touristenziel gemacht. Djokovic hat auch seine Unterstützung für den ultranationalistischen alternativen Historiker Jovan Deretic bekundet, der in seinen Schriften unter anderem behauptet, dass zahlreiche europäische Kulturen, darunter die alten Griechen, Kelten und Etrusker, von den Serben abstammen.

________________

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich etwa so gut Tennis spiele, wie Djokovic die Medizin versteht. Ich behaupte aber nicht, dass ich meinen Fans beibringen kann, wie man einen perfekten 'Top Slice' über das Netz platziert. Djokovic hingegen liebt es, die Rolle des Botschafters für alternativen Unsinn zu übernehmen.

Sein Vater meinte voller Bescheidenheit: "Novak ist der Spartakus der neuen Welt, der Ungerechtigkeit, Kolonialismus und Heuchelei nicht duldet, sondern für die Gleichheit aller Menschen auf diesem Planeten kämpft, unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrem Glauben und ihrem Geld."

Persönlich sehe ich das anders: Djokovic ist ein schwerer Fall von Proktophasie. Er duldet jede Menge Unsinn und kämpft für Pseudowissenschaft. Und leider erscheinen seine bizarren Ansichten leichtgläubigen Mitmenschen nur allzu überzeugend - nicht gerade das, was wir in einer globalen Gesundheitskrise brauchen!

*Meine Übersetzung


Dir gefällt, was Edzard Ernst schreibt?

Dann unterstütze Edzard Ernst jetzt direkt: