Paris - Die Chefökonomin der Industrieländerorganisation OECD, Laurence Boone, hat vor dauerhaft höheren Inflationsraten gewarnt. "Im Moment liegt unsere Projektion für Deutschland für das kommende Jahr bei 2,8 Prozent und für 2023 bei 2,2 Prozent: Das sind etwas höhere Inflationsraten, als wir die vergangenen Jahre gewohnt waren", sagte sie der "Bild" (Donnerstagausgabe).

"Die Situation würde dann problematisch, wenn sie länger andauert und Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen angesichts steigender Preise verständlicherweise höhere Löhne fordern würden", so Boone weiter. "Sollten die Unternehmen nicht gleichzeitig produktiver werden, würden sie dann ihrerseits versuchen, die höheren Kosten durch höhere Preise auszugleichen. Das wäre ein Teufelskreis, den wir nicht wollen." CDU-Fraktionsvize Carsten Linnemann rechnet auch für das kommende Jahr mit einer Inflationsrate deutlich über dem Zielwert der EZB. "Wir werden signifikant mehr als zwei Prozent - im nächsten Jahr bestimmt drei Prozent oder mehr im Durchschnitt haben. Das ist meine feste Überzeugung", sagte er der "Bild". Der CDU-Politiker bezeichnete die Inflation "als kalte Enteignung des normalen Bürgers". Als Gründe für die anhaltend hohe Inflationsrate nannte Linnemann anhaltende Lieferengpässe, den Fachkräftemangel und die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale, die man bereits in den USA sehe. Wegen der hohen Teuerung griff Linnemann die Europäische Zentralbank (EZB) an: "Ich bin es satt, Rücksicht zu nehmen auf die EZB, nur weil es ein politisch unabhängiges Gremium ist." Die EZB habe ein klares Mandat: das Erhalten der Geldwertstabilität. Sie müsse daher gegensteuern: "Wenn wir signifikant über zwei Prozent liegen - und das machen wir im Moment, und das ist nicht kurzfristig - dann muss sie agieren."

Foto: Butter in einem Supermarkt (über dts Nachrichtenagentur)

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