Potsdam - Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hat vor gravierenden Problemen bei einem breiten Einsatz der sogenannten Klimaschutzdifferenzverträge gewarnt. "Die Carbon Contracts sind in ausgewählten Einzelfällen akzeptabel", sagte Ottmar Edenhofer der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe).

"Aber wenn sie flächendeckend eingesetzt werden, würde das gravierende Probleme nach sich ziehen." Die Verträge plant das Bundeswirtschaftsministerium bereits. Sinnvoll eingesetzt werden könnten sie laut Edenhofer bei neuen Technologien, die sich ohne Anschubfinanzierung kaum auf dem Markt etablieren würden. Dazu würden grüner Stahl, synthetische Kraftstoffe oder grünes Methan gehören.

"Aber durch einen flächendeckenden Einsatz der Differenzverträge würden Unternehmen generell dem Wettbewerb entzogen werden - das wäre ein großes Problem, weil dadurch der Umbau der Wirtschaft unnötig teuer wird", warte Edenhofer. Für die Transformation der Industrie sollte demnach der CO2-Preis das Leitinstrument sein, nicht die sogenannten "Carbon Contracts for Difference" (CCfD). "Das Problem ist: Je mehr man über Differenzverträge regelt, desto funktionsloser wird der CO2-Preis. Denn durch deren breiten Einsatz würde die Nachfrage nach CO2-Zertifikaten auf dem Markt geringer werden. Diese sinkende Nachfrage würde wiederum dazu führen, dass der CO2-Preis nicht steigen würde - und somit seine Wirkung verliert", erläuterte Edenhofer.

Er plädierte stattdessen für einen "sehr maßvollen und zielgenauen Einsatz" der Differenzverträge. "Die veranschlagten 40 Milliarden Euro sind eine gewaltige Summe. Das Ziel muss sein, den Emissionshandel zu stärken, und den CO2-Preis als wirksames Instrument für den klimafreundlichen Umbau der Industrie zu verankern", so Edenhofer weiter.

Die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sprach sich dagegen für eine rasche Einführung der Verträge aus. "Bei rascher Umsetzung der CCfD kann der Umstieg auf eine klimaschonende Industrie und Produktion schnell beschleunigt werden. Bis zum Ende des Jahrzehnts können ein Teil der Transformation schon gelungen und die Emissionen im Industriesektor um bis zu ein Drittel niedriger sein. Wichtig ist schnelles Handeln", so die Energieökonomin.

Das größte Problem sieht sie dabei bei der Wasserstoff-Bereitstellung. "Es muss emissionsfreier Wasserstoff sein, also aus Ökostrom hergestellter Wasserstoff. Die größte Herausforderung besteht darin, eine ausreichende Infrastruktur aufzubauen, und ausreichende Mengen von Ökostrom zur Verfügung zu haben. Wirklich schnell sollte ein Wasserstoff-Terminal gebaut werden, um die Importe von grünem Wasserstoff zu ermöglichen", forderte Kemfert.

Foto: Bundeswirtschaftsministerium (über dts Nachrichtenagentur)

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