Köln - Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" fordert von den deutschen Bischöfen, nach dem Vorbild der CDU-Abgeordneten eine Ehrenerklärung abzugeben. Das sagte Bundessprecher Christian Weisner der "Neuen Osnabrücker Zeitung" mit Blick auf die mit Spannung erwartete Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln am Donnerstag.

"Seit 2002 gibt es von den Bischöfen selber beschlossene Regeln zum Umgang mit Missbrauchsverbrechen. Diejenigen in den Kirchenleitungen, die diese Regeln nicht beachtet haben, müssen nicht warten, bis solche Gutachten da sind", so Weisner. "Sie können jetzt handeln und sollten sich jetzt zu ihrem Fehlverhalten bekennen. Das gilt nicht nur für Köln."

Man erwarte von den Bischöfen, dass sie Verantwortung übernehmen. "Es macht keinen guten Eindruck, solche Entscheidungen auf Rom abzuwälzen." Zum Erzbistum Köln sagte Weisner: "Köln ist vor allem ein Kommunikationsdesaster. Kardinal Rainer Maria Woelki wollte der Erste in Sachen Aufklärung sein und hat einen Fehlstart hingelegt, die Betroffenen instrumentalisiert und mit einem zweiten Gutachten auf Hinhaltetaktik gesetzt."

Seinem eigenen Anspruch, alles möglichst gut und gründlich aufzuklären, sei Woelki nicht gerecht geworden. "Schonungslose Aufklärung ist eine Worthülse", kritisierte Weisner. "Es fängt ja mit der Vollständigkeit der Personalakten an. Es ist erwiesen, dass diese Akten oftmals Lücken aufweisen."

Die Bewegung fordert daher eine Vereinheitlichung der wissenschaftlichen Aufarbeitung geistlicher und sexualisierter Gewalt in den Bistümern und auch bei den Orden. "Die Deutsche Bischofskonferenz sollte das, was Kirchenrechtler als Goldstandard sehen, etwa die Arbeit im Bistum Aachen, auch als solchen benennen und festlegen", sagte Weisner.

Foto: Katholischer Pfarrer in einer Messe (über dts Nachrichtenagentur)

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